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Teil 3, 8.5.23 – Vet-Check & Showjumping

Final Horse-Inspection: https://watch.badminton-horse.tv/player/24925/stream?assetType=stream&playlist_id=9

Alle 30 nach dem Gelände in der Wertung verbliebenen Paare traten zur Vet-Inspection an und sahen frisch, teilweise sogar explosiv aus. Vor allem Vitali von Tim Price platzte fast vor Energie und Gehfreude. Auch Cartania von Felix Vogg sah ausgezeichnet aus. Alle Pferde bestanden den Vet-Check. Dies vielleicht eine Notiz für die selbsternannten, meist durch grandiose Inkompetenz glänzenden Tierschützer, die nicht müde werden, Pferdesport im Allgemeinen und 5*-Vielseitigkeitsprüfungen im Speziellen als Tierquälerei zu brandmarken. Wer diese wunderschönen Top-Athleten sieht, die nach der grossen Anstrengung von gestern schon wieder loswollen, und sie vergleicht mit all den verfetteten, meist gar nicht bewegten, oder wenn, dann nur an der Hand spazieren geführten sogenannten ‘Freizeitpferden’, braucht keinen Kurs in Tierkommunikation, um herauszufinden, welche Pferde mutmasslich glücklicher sind und ihrem grossen Bedürfnis, sich schnell zu bewegen, ausgiebig nachkommen können.

Final Results: https://www.badminton-horse.co.uk/final-results-2023/

„He lives for that – and he is breeded for that!“

Rosalind Canter of Great Britain riding Lordships Graffalo during the showjumping at Badminton Horse Trials on May 8, 2023, United Kingdom (Photo by Maxime David/MXIMD Pictures – mximd.com)

Dies sagte Ros Canter wenige Minuten nach ihrem Sieg mit dem erst 11-jährigen Lordship’s Graffalo. Die beiden hatten einen traumhaften Vorsprung von 4 Stangen, brauchten ihn aber nicht und zeigten eine – von nur vier insgesamt – abwurffreien Runden. Zuschauer aus dem reinen Springsport können sich kaum vorstellen, wie anspruchsvoll ein 130cm-Parcours mit knapp bemessener Zeit am Tag nach dem Gelände ist, wo die Pferde in hohem Tempo viele Sprünge wischen, also die Sprünge touchieren durften, ja mussten, um nicht zu viel Zeit zu verlieren. Dieses Springen im Gelände macht die Springkurven generell flacher und weiter. Auch die teils riesigen Galoppsprünge sind aber am Schlusstag nicht gefragt. Die Parcours sind mit reglementarischen Distanzen gebaut und verlangen kugelrundes Springen und kontrollierte Galoppsprunglängen.

Rosalind Canter of Great Britain riding Lordships Graffalo during the showjumping at Badminton Horse Trials on May 8, 2023, United Kingdom (Photo by Maxime David/MXIMD Pictures – mximd.com)

Dazu kommt eine gewisse physische Reaktion auch bei top trainierten Pferden, vergleichbar menschlichen Athleten nach einem Marathon oder Triathlon. Auch wenn die Pferde mental wieder voll da und leistungsbereit sind, zeigen die meisten etwas Muskelkater, etwas weniger schnelle Reaktionen, etwas weniger Geschmeidigkeit, etwas weniger Rittigkeit. Alles mit ein Grund, warum das Klassement oft noch einmal durchgeschüttelt wird. Dass trotzdem die Dressursiegerin die Gesamtprüfung gewann, ist eigentlich nicht typisch für Badminton. Aber Ros und Graffalo waren in allen drei Disziplinen eine Klasse für sich und haben den Sieg verdient. Wer die glücklichen Gesichter all derer sah, die dieses Jahr die schwerste Prüfung der Welt beendet haben, ahnt vielleicht, warum wir diesen Sport betreiben. „It takes an army for a Badminton-Win“, erinnerte die Siegerin daran, wie viele Teammembers hinter ihrem Erfolg stecken. Bei der Siegerehrung in strömendem Regen dankte sie auch den Tausenden von Zuschauern, dass sie ausgeharrt und alle Teilnehmer unterstützt hätten bei so ‚miserable conditions‘. Vielleicht schweisst ja auch dies die ganze britische Eventing-Family so zusammen, dass man jeglichem Wetter und auch jeglichen Bodenverhältnissen trotzt?

Austin O’Connor, der sich mit dem schnellsten Ritt im Gelände auf den 3. Schlussrang kämpfte, musste ungewohnt lange rumstehen während der Preisverteilung bei strömendem Regen – und trug es mit irischem Humor

Felix Vogg of Switzerland riding Cartania during the showjumping at Badminton Horse Trials on May 8, 2023, United Kingdom (Photo by Maxime David/MXIMD Pictures – mximd.com)

Felix und Cartania sahen frisch und fit aus und sie sprang auch gut. Aber sie kam immer wieder etwas in den Geländemodus und wollte schneller und mit grösseren Galoppsprüngen vorwärts, sodass drei Stangen fielen. Trotzdem ist es aus Schweizer Sicht eine Weltklasseleistung, dass er nicht nur der erste Schweizer seit langer Zeit ist, der Badminton beendet. Angela Bühler ritt mit West Country 1976 erfolgreich über diesen schweren Kurs, Tomi Gretener hat 1977 auf Old Jameson und 1978 auf Camas Park die Prüfung fertig geritten. Felix Vogg hat dies ohne Fehler an den Hindernissen im Gelände geschafft und kam bei seinem Debut in Badminton gleich in die Top 15. Cartania hat mit dieser Leistung definitiv zu ihrem 5*-Stallkollegen Colero aufgeschlossen und es wäre spannend zu hören, wie die beiden sich im Stall darüber austauschen, was jetzt schwieriger sei, Luhmühlen zu gewinnen oder in Badminton 15-te zu werden.

Felix Vogg of Switzerland riding Cartania during the showjumping at Badminton Horse Trials on May 8, 2023, United Kingdom (Photo by Maxime David/MXIMD Pictures – mximd.com)

Rosalind Canter of Great Britain riding Lordships Graffalo during the showjumping at Badminton Horse Trials on May 8, 2023, United Kingdom (Photo by Maxime David/MXIMD Pictures – mximd.com)

Teil 2, 7.5.23 – Geländetag

Livestream und Archiv-Videos: https://watch.badminton-horse.tv/

Resultate: https://www.badminton-horse.co.uk/cross-country-results-2023/

Fence-Analysis: https://www.badminton-horse.co.uk/cross-country-fence-analysis-2023/

Felix-Report

Felix Vogg und Cartania – clear at the fences

Congratulations Felix. Es ist zwar nicht ganz so lange her, dass ein Schweizer Badminton mit Null reitet wie dass einer eine 5* gewinnt, denn 1976 ritt Angela Bühler mit West Country erfolgreich über diesen schweren Kurs, aber das ist ja doch auch 47 Jahre her. Wir haben ja gestern etwas über die Strecke gesprochen. Wie war’s nun wirklich?

Felix: Wir fingen sehr gut an in vernünftigem Tempo, ich wusste ja schon, dass der Boden klebrig ist und niemand auch nur in die Nähe der Optimalzeit kam vor meinem Start. Das erste Wasser ging makellos, auch der Aufsprung mit In-Out durchs Eulenloch:

Beim Coffin kamen wir sauber über die erste schräge Hecke, auch das Loch sprang sie wider Erwarten ohne zu gucken, aber beim Aussprung landeten wir fast auf der Nase. Doch sie rappelte sich auf und sauste weiter. Das hätte auch schief gehen können.

Coffin-Kombination 13. Hier gab es viele Zufallsprobleme, weil nicht voraussehbar war, wie die Pferde das Loch springen und damit das Anreiten des C-Elements etwas zum Glücksspiel wurde.

Von da an hatten wir keinen schlechten Sprung mehr. Aber klar war sie in der Schlussphase auch müde. Wobei es auch wieder Momente gab, in denen sie wieder stärker zog wie beim Mars-M. Aber es hielt nicht lange vor. Bei den beiden Tischen wirkte sie wieder etwas kraftlos. Aber wir kamen mit 71 Sekunden Überzeit sicher ins Ziel und sie erholte sich rasch.

Die Reiter haben in kurzen Statements und Interviews als Hauptschwierigkeit heute den Boden erwähnt. Tim Price sagte, ihm habe der Speed gefehlt, andere betonten, ein solches Geläuf mache eine Strecke einen halben Stern schwerer. Vor allem bei der Treppe sah man Pferde gleiten wie auf Eis. Wie war’s für dich?

Wie gestern prognostiziert war es neben dem klebrigen Boden auch die Topographie mit den vielen Steigungen in der zweiten Hälfte. Es wird immer so viel von Sicherheit gesprochen und es stehen immer mehr MIM-Sprünge auf der Strecke. Dabei wäre ein gutes Geläuf ein viel besserer und effizienterer Beitrag an die Sicherheit. In Aachen beispielsweise ist die ganze Strecke mit einer perfekten Drainage versehen und kann gar nie so nass und klebrig werden wie hier. Aber es ist wahrscheinlich auch ein Kulturunterschied. Für einige Briten oder Hierlebende gehört tiefer Boden als zusätzliche Herausforderung dazu. Plötzlich haben Pferde eine Chance zu gewinnen, die mit solchem Boden besonders gut zurechtkommen.

Die Ausfallquote ist entsprechend hoch. Und wahrscheinlich erscheinen nicht alle 30 beim Vet-Check morgen?

Es kann jeden von uns treffen nach einem so kraftraubenden Cross. Aber wir geben unser Bestes, dass Cartania morgen fit to compete ist.

Du bist auf dem 13. Zwischenrang und die vier vor dir sind alle im Bereich eines einzigen Springfehlers. Mit etwas Glück ist eine Top-Ten-Klassierung drin. Wir drücken die Daumen!

Overall-Report

Aufgrund der schlechten Bodenverhältnisse wurden vor dem Geländestart folgende Änderungen vorgenommen:
Hindernis 15, Lightsource BP Pond: hinter dem B-Element wurde die Landestelle befestigt
Hindernis 17, The Lemieux Mound: das B-Element wurde herausgenommen
Hindernis 21, The Badminton Lake: der Wasserpegel wurde abgesenkt
Hindernis 26, The Jubilee Clump Brush: einige Dekorationselemente wurden entfernt um eine bessere Anreitlinie zu gewährleisten
Hindernis 27, The HorseQuest Quarry: Element A wurde herausgenommen.

Weder an der verlangten Zeit noch an der Gesamtdistanz wurde etwas geändert.

Pathfinder Wills Oakden ritt mit der Startnummer 1 vernünftig auf der klebrignassen Strecke, nahm 70 Sekunden Überzeit in Kauf und landete damit auf dem 14. Zwischenrang

Schon bei den ersten Startern bestätigte sich die Vermutung, dass die Fitness der Pferde entscheidend sein würde. In den kurzen Interviews bestätigten die Reiter, dass der nass-klebrige Boden, die Steigungen im letzten Drittel und die unerwartete Wärme ohne Wind die letzten Kraftreserven der meisten Pferde auffrassen. Es galt also von Anfang an, ins Pferd hineinzuhorchen und bei jedem Sprung zu spüren, wieviel Energie noch vorhanden ist. Es gab Reiter, die ihr Pferd achtsam, klug, mit teils beachtlicher Zeitüberschreitung ins Ziel brachten auf diese Weise, darunter Erststarter Wills Oakden, der souverän reitende Tim Price mit Vitali, die sehr kontrolliert und überzeugend agierende Pippa Funnell mit Maya’s Hope, Rose Canter mit beiden Pferden, wobei sie der noch jungen Pencos Crown Juwel mehr Zeit liess als dem routinierteren Lordships Graffalo, und auch Felix Vogg, der Cartania in der Schlussphase sorgfältig ‘nach Hause trug’. Es gab auch vernünftige Entscheide mitten auf der Strecke wie sie 11 Konkurrenten, darunter William Levett, Alexander Bragg, Emily King, Pippa mit ihrem Zweitpferd Billy Walk On und Richard Jones trafen, die alle spürten, dass es diesmal nicht bis ans Ziel reichen wird und aufgaben. 13 Paare wurden eliminiert, 6 zogen vor dem Gelände zurück, sodass am Schluss genau die Hälfte der Dressurteilnehmer, also 30 Paare in der Wertung verblieben.

Oliver Townends schöner Schimmel Swallow Springs, den er von Andrew Nicholson übernommen hat, wirkte nach der ersten Hälfte bereits etwas müde, kam unpassend an den zweiten Mars-Tisch (Nr. 19), wurde gestoppt wegen eines Sturzes der Vorreiterin und schliesslich von der Ground Jury aus der Prüfung genommen. Mit seinem zweiten Pferd Ballaghmor Class ging er es ein wenig vernünftiger an und brachte ihn – zwar ebenfalls müde und nicht mehr gut springend gegen Schluss – mit 53 Sekunden Überzeit ins Ziel.

Ein typisches Beispiel britischen Humors bot Tom Crisp, der über die grosse Heckenecke im Badminton Lake in Wohnungsnot kam beim Landen und ins Wasser purzelte. Er landete auf dem Bauch und machte Crowl-Schwimmbewegungen, bevor er sich elegant erhob und vor der applaudierenden Menge verneigte.

Austin O’Connor mit Colorado Blue legte die schnellste Runde vor und kam gut galoppierend ins Ziel

Eine Zeitlang sah es so aus, als wäre es nicht möglich, mit weniger als einer Minute Überzeit ins Ziel zu kommen. Dann zeigte der schnelle, routinierte Ire Austin O’Connor mit Colorado Blue, dass es auch mit nur 27 Sekunden möglich ist – und setzte sich mit grossem Abstand an die Spitze des Zwischenklassements. Erst Rose Canter, die Führende nach der Dressur mit dem grossartigen Lordships Graffalo, schaffte die Strecke mit 29 Sekunden Überzeit. Sie ist mit 33.7 Strafpunkten Overnight-Leader vor Austin O’Connor mit 42.7 und Oliver Townend mit 45.9.

Die Strecke verlangte nicht nur ein sorgfältiges Einteilen der Kraftreserven, sondern auch viel Mut der Pferde, sei es, dass sie ins Leere springen mussten wie beim Aufsprung mit Eulenloch, sei es, dass die Aufgabe nach einem Einsprung zuerst vom Reiter klargemacht werden musste. Dann brauchte es bei vielen Kombinationen eine blitzschnelle Reaktion des Reiters, um allenfalls nach vorn zu korrigieren oder einen Galoppsprung mehr zu machen. Manchmal blieb aber einfach zu wenig Zeit, so beim Coffin: es ist immer schwierig vorauszusehen, wie gross, wie hoch ein Pferd einen Graben springt. Nach dem Loch musste aber mit Schwung auf zwei Galoppsprünge eine schräge Heckenecke überwunden werden, was einigen wie Tom McEwen mit dem starken Springer Toledo und William Fox-Pitt mit der grossartigen jungen Stute Grafennacht auch mit drei GS gelang, bei einigen Teilnehmern aber zu Stopps, Run-Outs und Stürzen oder unschönen Bildern führte.

Stilistisch am überzeugendsten aus meiner Sicht waren Rose Canter mit Lordships Graffalo (Bild mit Startnr. 71) und William Fox-Pitt, der seine Grafennacht gut springend und frisch galoppierend ins Ziel brachte und unterwegs keinen müden Moment hatte. Ebenfalls frisch und sehr positiv reitend kam Bubby Upton mit Cola ins Ziel, beanspruchte aber – Vorrecht der Jugend – ein paarmal das Glück unterwegs.

Dressage-Days, 5./6. Mai – Bemerkungen zur Geländestrecke

Mit Felix Vogg unterhielt sich Christoph Meier

Cartania sah glänzend, wunderschön herausgebracht und fit aus in der Dressur. Wie war’s für dich?

Felix: Ja, auch Lucinda Green sagte, sie sehe toll aus. Für mich ist sie etwas an der dünnen Grenze, aber sie ist bei so viel excitement nicht einfach an der Krippe zu halten. Es ist immer ein Abwägen: in einer so langen, kraftraubenden Prüfung ist jedes Kilo zu viel unnötiges Gewicht, aber sie müssen auch genügend Energiereserven mitbringen.
Zur Dressur: ich erwartete keine Wunder, aber sie war schon deutlich besser als bei der WM in Pratoni letztes Jahr. Es ist natürlich auch immer eine Frage, worauf die Richter ihr Hauptaugenmerk richten und wann man dran ist. Aber wir hatten einen klaren Patzer drin, als sie den ersten fliegenden Wechsel deutlich zu früh schon beim Aufnehmen aus der Galoppverstärkung anbot. Das zu frühe Anbieten der Wechsel ist ein altes Problem, aber eigentlich hielt ich es für gelöst.

Felix und Cartania im Viereck, (Still aus Livestream)

Oli Townend sagte gestern, die Prüfung werde bestimmt nicht im Viereck entschieden. Wie beurteilst du die Geländestrecke im Vergleich zu anderen Jahren?

Ich war noch nie als Zuschauer hier und sehe das Gelände zum ersten Mal live. Am Bildschirm täuscht es ja immer. Das grosszügig angelegte Gelände der 5* in Kentucky kenne ich besser und staunte hier zuerst einmal darüber, dass alles viel enger, kleinräumiger ist, weniger Platz, weniger weite Linien. Es ist alles viel näher beieinander. Auch die Installationen sind kleiner.

Rosalind Canter of Great Britain riding Lordships Graffalo during the dressage at Badminton Horse Trials on May 6, 2023, United Kingdom (Photo by Maxime David/MXIMD Pictures – mximd.com)

Bei Rose Canters Vorführung stimmte so ziemlich alles. Nicht zuletzt zeigt sie Lordship’s Graffalo als eines der wenigen Pferde mit dem Genick, dem ersten Wirbel als höchstem Punkt und nicht wie bei den meisten dem dritten Wirbel, was zum bekannten ‚Schwanenhals-Bild‘ führt.

Was sagst du zur Topographie und zur Bauweise der Hindernisse?

Es geht ja dieses Jahr im Uhrzeigersinn herum. Das bedeutet, dass die ganze Schlussphase ab dem Vicarage -V bergauf führt und entsprechend kraftraubend ist.

Dann hat ja jeder Reiter seine Favoriten unter den Crossbauern. Für mich ist Derek di Grazia, der Tokio und Kentucky gebaut hat und dieses Jahr im Herbst auch Burghley bauen wird, einer der Besten, weil er Kurse baut, bei denen die Pferde etwas lernen und besser werden. Gerade am Kurs von Tokio sind viele Pferde gewachsen und zeigten sich anschliessend besser, sicherer und stärker. Di Grazia versucht immer Aufgaben zu stellen, die das Pferd versteht und bei denen wenig Zufall und Glück dabei ist. Wenn der Reiter und das Pferd es richtig anpacken, können sie die Aufgabe auch erfolgreich bewältigen. Hier finde ich, dass bei einigen Aufgaben, zum Beispiel Absprung – In-out oder Aufsprung – In-out oder beim Einsprung in den Badminton Lake (21C) etwas viel Zufall und Glück im Spiel ist. Aber das wird sich ja morgen dann zeigen.  

Kombination 12 mit Aufsprung und Eulenloch. Die Sicherheit der Landung nach einem so hohen Aufsprung ist schwer trainierbar und voraussehbar.

Zurzeit sind noch Debatten im Gang zum Einsprung in den grossen Badminton Lake:

Wassereinsprung 21 C

Bei Tiefsprüngen senken die Pferde natürlicherweise die Nachhand ab, um in einem weniger steilen Winkel zu landen und die Landung sicherer zu stehen. Sie machen sich nicht rund im Rücken wie bei gleich hoher Landestelle. Entsprechend häufig touchieren sie die Oberlinie des Einsprungs mit der Nachhand. Zurzeit ist Element 21 C ein MIM-Sprung, der auf Druck nach vorwärts-abwärts auslöst:

MIM – bei schrägem Druck nach vorwärts-abwärts kippt der oberste Stamm nach unten und kann wieder nach oben gehoben und eingeklinkt werden.

Tim Price, Oliver Townend und andere beantragen, dass anstelle des MIM-Systems ein Pin angebracht wird, der nur bei senkrechtem Druck nach unten auslöst, also dann, wenn ein Pferd richtig im Sprung hängen bleibt und ‘draufsitzt’:

Pin-System: bei starkem senkrechtem Druck bricht der Pin und der Stamm fällt in die Drahtseile.

Ich mache mir aber nicht allzu grosse Hoffnungen, dass sie bei der Jury mit diesem Antrag durchdringen.

Wie ist der Boden nach dem vielen Regen?

Es wird diskutiert, ob man allenfalls zwei Sprünge rausnehmen soll, da der nasse Boden sehr anhänglich-schwer wird und es ab dem Vicarage Ditch fast nur noch bergauf geht, was es konditionell sehr anstrengend macht.

Die Footbridge über den Vicarage Graben

Was sagst du zum Starterfeld?

Es ist mit 65 Paaren kleiner als in anderen Jahren. Einige Top-Reiter sind nicht oder nicht mehr da. Jonelle Price, Weltnummer 2, reitet nicht. Michi Jung ist nicht da. William Fox-Pitt reitet nur ein Pferd. Andrew Nicholson fehlt natürlich auch. Andererseits kann es auch daran liegen, dass strenger selektioniert und eingeladen wurde. Es hat einige Briten hier, die ich nicht kenne und über die ich mir auch kein Urteil erlaube. Ich bin ja dieses Jahr das ‘Badminton-Greenhorn’.

Wie hast du dich vorbereitet?

Es war für mich wie für die meisten anderen auch recht schwierig, weil es so viel geregnet hat und v.a. in England sehr viele Prüfungen abgesagt wurden. So fehlt vielen Paaren etwas die Routine in diesem sowieso immer sehr früh im Jahr kommenden Höhepunkt. Ich musste recht früh im Winter mit Arbeiten anfangen und konnte Cartania nicht so lange Pause geben, wie ich ihr gern gegönnt hätte. Und in den letzten zwei Monaten konnte ich nicht so viel auf der Wiese galoppieren, wie ich das gerne gemacht hätte. Aber ich habe zum Glück in der Nähe Bergstrecken im Wald um sie fit zu machen.

10A  looks nice, aber nach der Landung muss man dem Pferd blitzschnell klar machen, dass es nicht geradeaus auf den ähnlich aussehenden breiten, sondern nach rechts über den schmalen, schräg stehenden Baumstamm weitergeht:

Es hat sehr viel Technik, schmal, schräg, Ecken und alles noch kombiniert. Wie hast du dich da vorbereitet?

Ich war nochmals bei Michi Jung und trainierte auf seinem Platz, auf dem es recht extrem rauf und runter geht, was die Technik anspruchsvoll macht. Man muss aber auch sagen, dass all das ‘Schmal und Schräg’ für heutige Eventers fast schon Alltag ist. Colero wäre vielleicht nicht ganz so flink wie Cartania, die unheimlich schnell reagiert. Sie ist auch sehr ehrgeizig und flexibel. Sie springt grundsätzlich alles, was man ihr zeigt, auch mit sehr kurzer Vorbereitungszeit. Einzig bei Gräben muss man sie etwas besser begleiten und unterstützen.

Einsprung zum Coffin

13 B-C/D – nach sehr schrägem Einsprung kommt nicht ein traditioneller Coffin-Graben, sondern dieses tiefe Loch – und ein wiederum sehr schräger Aussprung

Wenn du etwas Vergleiche anstellst mit anderen 5*-Strecken. Was ist speziell hier?

Die vielen Tiefsprünge am Endmass finde ich etwas altmodisch. Es gibt ja immer etwas einen eigentlich unnötigen Schlag ins Pferd, den es wegstecken muss.  Die Strecke beginnt recht schön, aber dann kommt schon ab 7/8 Schwierigkeit an Schwierigkeit. Aber das macht 5* auch aus, dass es keine Erholungssprünge hat. Auch die Einzelsprünge sind massiv, gross, anspruchsvoll.

Fences 23 (Foto), 24, 26 sind alles Hecken von 145cm Höhe, die gewischt werden sollten

Es hat recht viele Hecken, die zum Teil weit über das Mass hinausgehen, fast alle 145cm hoch, die gewischt werden müssen, wenn man nicht sehr viel Zeit und Kraft verlieren will an jedem Sprung. Passt das zu den heute so sauber springenden Eventers?

Ich glaube, bei den beiden britischen 5* Badminton und Burghley ist der Fokus noch nicht so sehr auf die Top-Springpferdqualität wie bei Championaten oder anderen 5*-Prüfungen. Die zehn letzten Badminton-Winner sprangen zwar alle Null im Parcours. Sicher, früher mussten die Pferde mehr wischen, es war alles etwas rustikaler. Heute kann man die meisten Sprünge und Kombinationen auch auf dem Sandplatz üben und wir trainieren das auch viel mehr. Unsere Pferde brauchen Mut und Herz, und müssen trotzdem sehr sauber springen, nicht nur im Parcours, sondern auch im Gelände bei den vielen MIM-Sprüngen. Pferde müssen unterscheiden können zwischen MIM und Hecke. Am Schluss ist die Fitness im Kopf des Pferdes mindestens so entscheidend, weil so viel so rasch hintereinander kommt. Unsere Pferde müssen fit und clever sein. Cartania kann auf jeden Fall unterscheiden zwischen wischbaren Hecken und sauber zu überspringenden MIM.

Was sagst du zur Linienführung in den Kombinationen?

Die Pferde, die hier gehen, haben das gelernt und sind auf einem Niveau, auf dem sie eigentlich technisch nicht mehr viel lernen müssen. Auch diese teils extrem schrägen Linien schrecken routinierte Pferde irgendwann nicht mehr. Und trotzdem müssen Pferd und Reiter natürlich hoch konzentriert, wach und reaktiv sein, um eine derart anspruchsvolle Strecke zu bewältigen.

Felix, danke für das Gespräch und good luck tomorrow!

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