Der hehre Kampf der Friedenskrieger

Share this post on:

Ein Plädoyer für die Erregten

Logisch denken kann unglücklich machen und Mitmönschen, die es erfolglos versuchen, an den Rand des Suzids treiben. Oder darüber hinaus. Deshalb ist es in den meisten erregten Kreisen unbeliebt. Schau dir die segensreichen, ach so wachen Woken an, die wasch- und farbechten Identitären, die fanfarigen Antifa-ntasten, die transitorischen Aktiv-Genderisten, die mauerkratzenden Sprachzensoren, die boll-itisch Korrigierten, die lieben Käänzelkul-Touristen, die Klim-akt-eriumler, die Corontrompeter und – last but not least – meine Lieblinge, die Armeeabschaffer auf dem Kriegspfad, die gerade ein Sperrfeuer gegen ein Superflugi schiessen (womöglich mit der legendären Flabkanone des guten alten Bührle!).

Obwohl ich in ganz zeitgemässem Emotion-Style einen Erregten fragte: „Was macht das mit Dir?“, wollte er mir eine langen. Ich wich, in meins hineinlachend, dem erregten Fäustchen aus, aber nicht dem Bemühen um Verständnis. Das zeichnet uns Helvetier schliesslich aus, dass wir allüberall etwas Mitgefühl aufbringen.

Und tatsächlich: ich verstehe die Erregten und ihre Denkphobie. Nehmen wir einen hehren Friedenskämpfer, der ja dafür kämpft, dass nie mehr gekämpft wird, der ganze Heere Gleicherregter um sich schart, die mit ihm diesen Waffengang mit all den Waffen führen, die sie vom Universum tilgen wollen, und deren Slogan sich wunderbar im Dictum meines verehrten Leibbruders Conradius aphorisieren lässt:

DEN FRIEDEN KRIEGEN WIR HIN!

Sehen Sie ihn vor sich? Nicht den Conradius, sondern den Krieger des Lichts? – Ich schon. Und jetzt stellen Sie sich vor, ebendieser Erregte lässt nur eine Nanosekunde sowas Grausliches, Defätistisches wie ‚logisches Denken‘ zu, erkennt in einem winzigen, mutmasslich erst- und letztmaligen Geistesblitz die betonharte Verquertheit seines Tuns, ahnt den ätzenden Spott der wenigen, von ‚Pro-Specie-Rara‘ längst auf die rote Liste der Aussterbenden gesetzten, des logischen Denkens noch Kundigen und Willigen, sieht sein Lebenswerk kompostwärts, gar sondermüllwärts entschlammschleichen, eine übelriechende Schleimspur hinter sich herziehend – was bleibt da ausser Exit?

FROHE BOTSCHAFT: KEINER IST VERLOREN!

Auch für allfällig kurzzeitig desillusionierte Friedenskämpfer gibt es mehr als Care-Teams und Selbsthilfegruppen. Es gibt die zahllosen anderen Erregten-Communities, die alle auch wissen, wie retro diese überholte Denkerei ist. Bei ihnen kannst du wohlumsorgt weiterhin deine edlen Gefühle vor dir hertragen! Melde dich bei den Identitären, das macht Spass. Da kannst du Kinder töten, die als Indianer, Eskimos oder N.e.g.e.r.l.i.s an die Fasnacht gehen. Wenn dir das zu blutig ist, mach mit bei den Coronisten: da kannst du Meitelis im Tram niederschlagen, wenn sie keine Masken tragen, einfach nur geil! Und bald kannst du auch zwangsstechen, zumindest in Grossdeutschland samt Austria: Einer hält den zappelnden, impfunwilligen Staatsfeind, der andere piekst ihn in den Oberarm – wenn das kein Gen-Gaudi ist! Und vielleicht lebt der Gestochene gar nicht so lang, dass er dich noch einklagen könnte.

 Längerfristig glücklich wirst du wahrscheinlich bei den Klimatikern. Du kannst ganz ohne diese komische ‚Logik‘ sogar Professor werden. Wenn du dir ‚kälter=Wetter, wärmer=Klima‘ merken kannst und vielleicht noch eine lange Schnur hast, um täglich die grusige Gletscherzungenkürze zu messen, kannst du rund um den Erdball fliegen: ständige Ständing Oveischens sind dir gewiss!

Bist du eher der handwerklich begabte Typ, melde dich bei den rotgrünen Stadt-Oberen Helvetiens (also bei allen), und biete dich an zum Gassen-Umtaufen, Tafeln-Abmontieren, Inschriften-Übermalen, Mauern-Abspitzen – wenn du das im Staatsbeamtentempo machst, hast du beglückende Beschäftigung bis ans Ende deiner Tage.

Wenn du aber eigentlich lieber im Hintergrund an den Strippen ziehst: mach eine Liste mit diskriminierenden Namen. Vor kurzem begegnete mir eine völlig gebrochene – also nicht nur die Nase – Dame, Würgemale am Hals. Unter Schluchzen erzählte sie mir, sie hätte, höflich, wie sie nun mal sei, einem lieben Asylsuchenden aus Eritrea ihren Familiennamen ‚Heiniger‘ etwas überdeutlich vorgesagt. Dieser habe offenbar ‚Hi-Nigger!‘ verstanden und sie übel zugerichtet. Du kannst also einen Marzipanheiligenschein erwerben, wenn du alle Namen auf eine Streich- oder Todesliste setzt, die falsch verstanden werden könnten. Denk an die unseligen Kalauerverlockungen nur schon bei ‚Berverset‘, ‚Berserker‘,’Wer-Muth hat, wählt ihn ab‘, ‚Gopfer-Dami-an Müll-erzählst du!‘ Denk an die Möglichkeit der Steigerung von ‚Uj!‘ zu ‚G-Ujer‘ oder so grausliche Spiele wie ‚keine Mark!-Walderinnerungen sind tabu‘, ‚am Nussbaum-erhängt‘, ‚ihr Leut!-harde Landung im Dunkeln!‘, ‚Somma-betrugaluga‘ – all das und tausende weiterer Grauslichkeiten musst du, ohne zu floppen, stoppen! Hopp!

DIE UNSELIGEN -ISTEN

Und solltest du wider Erwarten des Lesens und Schreibens mächtig sein: Schreib Bücher um, oder zünde sie in guter alter Tradition an, vor allem die entarteten Texte in Ungnade gefallener Schreiberlinge! Eigentlich waren sie ja alle irgendwelche -isten: Rass-, Front-, Franc-, Gaull-, Imperial-, Kapital-, Fetisch-, Bapt-, Trotzk-, dann die vielen grundlos Tr- und vor allem die Chr-, die schlimmsten von allen. Ausmisten, ohne Fristen in die Kisten mit diesen -isten; die Nud-, Hedon- und Chor- könnte man ja auf Zusehen hin zur Belustigung leben lassen. Feiern sollst du aber nur die heiligen Sozial-, Marx- und Mao-, vielleicht noch die Castr-, der permanenten Revolution wegen. Erfinde und verehre auch ein paar neue, vielleicht die Gret-, Knutt-, und damit die wachsende Minderheit der schweren Mädels nicht unerwähnt bleibt: die Funicell-?

Doch das Wichtigste: BLEIB BEI ALLEDEM ERREGT!