Es ist höchste Zeit, dass kulturelle Aneignung, Identitätsanmassung, Rassismus und die Freiheit der Geschlechtswahl bzw. -abwahl auch im Pferdewesen ein Thema wird. Mir war bereits längere Zeit unwohl. Deutschland geht wie so oft als gutes Vorbild voran.
In einem ersten Schritt dürfen nur noch die zur entsprechenden Kultur oder Ethnie gehörenden reitenden Personen, die entsprechenden Equiden reiten im Reich, also Shettländer*innen die Shettys (ihre Kinderleins die Minishettys), Isländer*innen die Isländer, Peruaner*innen den Paso peruano, Kolumbier*innen den Paso fino und – naja: fjordische Personen, so es denn solche trotz Gletscherschmelze noch gibt, die Fjordpferde.
Ob Mongolen das Przewalski-Pferd reiten dürfen, ist noch umstritten. Auf jeden Fall ist fertig lustig mit Möchtegerngümper*innen (m,w,d) aus Katar auf Holsteinern und dahergelaufenen Amis*innen auf Selle-français-Cracks. Noch ist nicht klar, ob nur noch gebärmutterbestückte Personen auf gebärmutterbestückten Equiden und folgerichtig nur noch Kastraten, oder doch auch Nonbinäre – was sollen die sonst reiten? – auf Wallache aufsitzen dürfen. Denn eierlose Personen haben unzweifelhaft grosse Vorteile im dressurmässigen Vollsitz, wenn ihnen da nichts mehr in die Queere kommt. Auch noch nicht geregelt ist die Frage, ob eine ja immer wieder empfohlene Geschlechtsumwandlung der reitenden Person zwingend auch eine Geschlechtsumwandlung des Equiden erfordert. Hengste, die sich beim Anblick rossiger Stuten ganz plötzlich als Stuten fühlen und in deren Herde aufgenommen zu werden wünschen, haben die Regierung, die unvergänglichen Rat weiss, zum weisen Entschluss geführt, die Pferdezucht besser gleich gänzlich abzuschaffen. Ist ja nicht die erste Branche deutscher bislangiger Weltspitzenqualität, auf die man grossherzig der Weltrettung zuliebe zu verzichten bereit ist. Denn diese Selektion, auf der gnadenlos willkürliche Eigenschaften wie Leistungsbereitschaft, Eignung für Tanz, Hoch- und Weitsprung und Speed und sogar äussere Schönheit eine Rolle spielen, haben keinen Platz mehr in einer Zeit, in der weder bei den Matheschülern in Oregon noch bei der Wahl der deutschen Regierungsmitglieder solche moralisch rückständigen Kriterien eine Rolle spielen. Zwei Ausnahmen wollen die deutschen Pferdepersonen allerdings noch machen. Alle nichtdeutschen Pferde dürfen mitsamt ihren aus gleicher Ethnie stammenden nichtdeutschen Reitern nach Deutschland einreisen und auch gleich bleiben, ja bei den Einreisewilligen*innen aus arabischen Ländern dürfen es auch Kamele sein. So fremd sind die uns nicht. Wir schaffen das. Und die zweite Ausnahme: mit schwarzen und generell dunklen Pferden, den sogenannten HOC, den Horses of Colour, darf weiterhin gezüchtet werden. Vordringliches Ziel ist es aber, innert nützlicher Frist die systemisch rassistischen Schimmelhengste definitiv aus dem Verkehr zu ziehen, vor allem die altershalber bereits völlig weissen, auf Stuten giggerigen Exemplare. Die vorübergehend stillgelegten Verbrennungsöfen im Reich werden bereits wieder eingeheizt, diesmal selbstverständlich CO2-frei mit grünem Holz.