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EIN THERAPIESPIEL

Ein lebensgefährlicher Versuch, mitten im hochemotionalisierten Haltungs-Gesinnungs-Gutmenschen-Zeitgeist mit einem Plädoyer für einen nüchtern-rational-analytischen und trotzdem verspielten Umgang mit Gefühlen an die bereits etwas unter den Schlick notrechtbewehrter Weltretter geratene Idee der Aufklärung zu erinnern.

Warnung: Die rationale Beschäftigung mit Emotionen im Allgemeinen und dieser Text im Speziellen könnten spürbare Auswirkungen auf Ihre liebstgewonnenen Vorurteile und Gewohnheiten haben und sogar – horribile dictu – Ihr feinziseliertes Selbstbild verändern. Wenn Sie fühlen, dass Sie über das Fühlen gar nicht nachdenken, sondern lieber weiterfühlen wollen wie bisher, lassen Sie dieses Buchstabengebräu in den Cyberspace oder – mit spitzen Fingern wegen der Ansteckung – in den Müll fallen. Und wenn die Neugier doch stärker sein sollte als die Angst, seien Sie unbesorgt: Care-Teams, Selbsthilfegruppen, politische Weltretterparteien, sensibilitätsgetränkte Promoter der politischen Korrektheit, Traumatherapeutinnen, Gurus, Sektenleiter – ganz Branchen von Hilfswilligen warten mit offenen Armen und Geldbeuteln auf Kundschaft.

Einleitung: Gefühle, Empfindsamkeiten und Empfindlichkeiten waren in der überblickbaren Menschheitsgeschichte noch nie so im Schwange wie heute. War James Bond noch cool – viele User haben vergessen, dass cool ‚kühl‘ heisst und meint, Gefühle minimal nicht zu zeigen, maximal nicht zu haben – hat der heutige Vorbild-Mann gefühlsbetont, sensibel, zart und haarfrei zu sein, zu seinen Gefühlen zu stehen und über sie zu reden, insbesondere dann, wenn er sie gar nicht hat. Damit nähert er sich dem Auftritt des im Aufwind befindlichen weiblichen Geschlechts, das über diese Fähigkeiten schon von jeher verfügte. Auch die Trivialliteratur bildet dieses modische Geschehen plakativ ab. Viele Werke bestehen fast nur noch aus der Beschreibung der wandelnden Befindlichkeiten der Figuren, die zumeist gar nicht mehr Akteure, sondern Opfer sind. Der Sanitär erschrickt, wenn er den verstopften Ablauf sieht, der zerbrochene Ziegel ist wie ein Schlag in den Magen des Dachdeckers, Lot erstarrt – und nicht etwa nur seine Frau -, wenn er sieht, was er löten soll, dem Staatsbeamten zieht sich die Eingeweide zusammen, wenn er das Fehlen des Formulars zum Formulare-Bestellen entdeckt, ein mulmiges Gefühl beschleicht den Mitarbeiter der Müllabfuhr angesichts des Mülls. Leben und Schreiben über Leben wird zum Fühlen und Berichten über das Fühlen. Probleme werden weder angegangen noch gelöst, sondern erfühlt und dann mit einfühlsamen Worten beredet. Das mag für die Branche der professionell über Gefühle Redenden durchaus lukrativ sein, für das Angehen realer Herausforderungen vielleicht etwas weniger.

Mit der Mutation vieler Wissenschaftler während des mehrjährigen Corona- und nun des Klima-Hypes von coolen Forschern zu sogenannten Agenda-Wissenschaftlern, die sich von ideologiegenährten Gefühlen statt von Daten, Fakten und Experimenten leiten lassen, der exponentiell ins Lächerliche hochschiessenden Hyperempfindlichkeit der parareligiösen Bewegung der ‚political correctness‘, der ‚Wokeness‘, der ‚Cancel Culture‘, der vor lauter sprachlicher Blödheit schon fast wieder lustigen Gegörpse der Genderei mitsamt dem Kriegszug der ihre Art des Vögelns der Welt um die Ohren und Augen schletzenden Buchstabensalatgruppen, der viktorianischen Biederkeit und Intoleranz an den Universitäten, dem ebenso lachhaften Gezeter um ‚kulturelle Aneignung‘, wenn der 10-Jährige als Indianer an die Fasnacht will und die Tochter mithilfe schwarzer Schminke endlich mal eine tolle schwarze Supersängerin spielen will, mit der weitgehenden Verabschiedung der Politik von rationaler, mit überprüfbaren und evidenzbasierten Argumenten ausgefochtenen Debatten scheint es angebracht, die hochgejubelte Gefühlspalette einer kühlstmöglichen Analyse zu unterziehen.

Da ich überzeugt bin von der sokratischen Methode, die Leser am rationalen Prozess teilhaben zu lassen, bitte ich Sie, sich folgende Fragen zu stellen:

I. Welche Ihrer Gefühle halten Sie für unverzichtbar, d.h.: Sie können sich ein Leben ohne diese Gefühle nicht vorstellen?

II. Gibt es Gefühle, die Sie bei anderen sehen, erleben, von denen andere labern – die Ihnen aber völlig abgehen, die Sie bei sich noch nie entdeckt haben?

III. Gibt es bei diesen Gefühlen, die Sie nicht haben, solche, die Sie auch nie haben möchten, und solche, die Sie unbedingt einmal spüren möchten?

IV. Gab und gibt es Situationen in Ihrem Leben, in denen Sie lieber cool und rational gehandelt hätten bzw. Momente, in denen Sie lieber emotional reagiert hätten?

Und nun lassen Sie uns auf die Gefühle losgehen. Zuerst müssen wir einmal die Palette von Gefühlen erkunden und aufzulisten versuchen. Bitte ergänzen Sie die Liste für sich, wenn Ihnen bei meiner Auflistung etwas fehlt. Die Sprache ist – wie immer – nicht völlig sauber, d.h. die Begriffe sind weder klar definiert noch stehen sie für ‚reine Emotionen‘. Es gibt auch gewisse ‚Schulen‘, die zwischen dem lateinischen Wort für Gefühl, nämlich ‚emotio‘ und dem deutschen Wort ‚Gefühl‘ einen riesigen Unterschied machen. Das dürfen sie selbstverständlich, genauso wie andere einen grossen Unterschied zwischen dem vom Griechischen abgeleiteten Wort ‚Ethos‘ und dem vom Lateinischen abgeleiteten ‚Moral‘ einen machen. Aber ich tue dies bewusst nicht. Also bitte keine aufgeregten Rückmeldungen deswegen, falls Sie einer dieser ‚Schulen‘ angehören. Auf die generelle Unsauberkeit der Sprache kommen wir zurück, wie auch auf die unzähligen Verknüpfungen zwischen den Gefühlsbezeichnungen. Hier nur mal eine plakative Liste, vorläufig wertfrei in alphabetischer Reihenfolge nummeriert (Insider können sich dann am Kaminfeuer angelegentlich über 63 unterhalten…), teilweise mit dem Versuch, die Begriffe durch Beifügung weniger Worte etwas zu erläutern und mit Pfeilen auf weitere Nennungen verweisend. Sowohl die Liste wie die anschliessend von mir vorgenommene Selektion ist subjektiv, relativ, vorläufig und wird nachfolgend erläutert:

  1. Abenteuerlust, Risikofreudigkeit, Mut, Lust auf Anpacken von Herausforderungen
  2. Aggression, marginal gezügelte Gewaltbereitschaft, Wut, –>Hass, Zorn
  3. Alertheit, Wachheit, Antennen ausgefahren, Gefühl hoher Einsatzbereitschaft
  4. Angst, Panik, Hysterie, Verzweiflung
  5. Antipathie, Ablehnung, Lust, sich von jemandem oder etwas fernzuhalten
  6. Ärger, Aufregung über etwas, das wir als unerfreulich empfinden
  7. Arroganz, Stolz, Eitelkeit, zur Schau gestelltes, übersteigertes Selbstwertgefühl
  8. Begeisterung, überquellende, überbordende Freude
  9. Beleidigtsein, Betupftsein, Verletztsein, Opfergefühl
  10. Besitzgier, etwas unbedingt haben wollen, auch wenn es uns weder zusteht noch gut tut und der Weg zum Besitz mit moralisch und/oder strafrechtlich zweifelhaften Taten verbunden ist (–>Gier)
  11. Besserwissergefühl, Lust am Belehren
  12. Blockiertsein, Gefühl des Staus der Lebensenergie, des Gebremstseins, ohne genau zu wissen, weshalb
  13. Dankbarkeit,
  14. Demut
  15. Deprimiertsein, sich unglücklich, wertlos, überflüssig, ungebraucht, sinnlos fühlen
  16. Dramatisierungslust, Freude am Ausschmücken und Bedeutendmachen eigenen Erlebens
  17. Eifersucht, Neid, Missgunst; etwas haben, wissen, können wollen, was andere haben, wissen oder können –und es ihnen nicht gönnen
  18. Einverstandensein, das Ja zu den eigenen Lebensbedingungen und zur wahrgenommenen Welt als Gefühl, nicht als Resultat rationaler Erwägungen
  19. Ekel, Abscheu, Entsetzen
  20. Empathie, sich in Gefühlslagen anderer Entitäten hineinversetzen können und wollen
  21. Entrüstung, verbunden mit dem sicheren Gefühl der Überlegenheit der eigenen Wertmassstäbe
  22. Enttäuschung, das Gefühl, das sich in dem Augenblick einstellt, indem eine vorher bestehende Täuschung wegfällt
  23. Erkenntnisdrang, Forscherfreude, Lust, Zusammenhänge zu entdecken und allem Wahrgenommenen Sinn abzutrotzen
  24. Erleichterung, wenn eine als schwer empfundene Last von uns genommen wird oder abfällt
  25. Erregung, aufgeregt, nervös im Hinblick auf etwas Kommendes, Bevorstehendes
  26. Eskapismus, starkes Bedürfnis, den als unaushaltbar empfundenen ‚conditions humaines‘ bzw. den konkreten Lebensumständen zu entfliehen, sei es mithilfe materieller oder mentaler Drogen
  27. Fanatismus, mit absolutem Wahrheitsanspruch Überzeugtsein von etwas wider alle Argumente
  28. ‚Fremdschämen‘, sich für das Sosein oder Handeln anderer, meist Nahestehender schämen, meist in der Angst, es könnte auf den sich Fremdschämenden zurückfallen
  29. Freundschaft, sich jemandem verbunden und freiwillig verpflichtet fühlen
  30. Geborgenheit, sich aufgehoben, sicher, umsorgt und geliebt zu fühlen
  31. Geduld, das Wartenkönnen, ohne auszurasten
  32. Gelassenheit, Coolness, Unaufgeregtheit, Lust, den Puls tief zu halten
  33. Gestaltungslust, Kreativitätsgefühle, Freude am Verändern aus eigener Kraft
  34. Gier, Lust am Haben, Beherrschen, Benutzen, triebhafte Lust(–>Machtgier)
  35. Glaube, religiöses Gefühl, Hingabe, Lust geführt, angeleitet, entlastet zu werden
  36. Gleichgültigkeit (‚Leck-mich-am-A…-Stimmung‘)
  37. Glück, unaufgeregte Zufriedenheit, in sich Ruhen, Einverstandensein mit sich und der Welt
  38. Hass, einer Entität alles Üble, ja den Tod wünschen, sogar einen möglichst qualvollen.
  39. Heimweh, die uns fernab von unserer Heimat überfallende Sehnsucht nach ebendieser
  40. Heiterkeit, Amüsiertsein (massvolle) Freude
  41. Hilfsbereitschaft, Lust auf Helfen, auf ‚taking care‘
  42. Hingabe, Anbetung, blinde Verehrung, Lust, sich einer Entität oder Idee zu überantworten, sich leiten zu lassen
  43. Hoffnung, das Gefühl, wider alle rationalen Erwartungen wende sich etwas doch noch in die gewünschte Richtung
  44. Kontrollsucht, starkes Bedürfnis, sich und die für sich relevante Welt möglichst permanent zu 100% unter Kontrolle zu haben; Antonym zu Gelassenheit
  45. Liebe, Zuwendung, Lust auf Nähe, Verbundenheit, innere oder äussere Berührung
  46. Lust am unerkannt Schädigen, Hintergehen, Verraten, Denunzieren
  47. Machtgier, ausser Kontrolle geratende Gier nach Kontrolle über andere und/oder anderes
  48. Masochismus, Lust am eigenen –>Schmerz
  49. Misstrauen, das Gefühl, alle und alles sei schlecht, bösartig, inkompetent, negativ eingestellt, habe sich gegen uns verschworen
  50. Moralisches Überlegenheitsgefühl, Gutmenschengefühl, Pharisäergefühl
  51. Motiviertsein, sich entschlossen und zuversichtlich fühlen im Hinblick auf Kommendes
  52. Neugier, Lust auf Erkenntnis, aber auch auf die Macht, die Wissen vermittelt
  53. Optimismus, Zuversicht, die Gewissheit, dass die Welt immer wieder den Dreh  finde
  54. Orientierungslosigkeit, Verwirrung, Ohnmacht, Hilflosigkeit
  55. Pathos, Lust am Überhöhen eines Erhabenheitsgefühls
  56. Pessimismus, ‚Weltuntergangsstimmung‘, ‚Abwinken‘
  57. Sadismus, Lust am Leiden anderer Entitäten
  58. Scham (mit Selbstvorwürfen verbundene Ablehnung eines eher äusserlichen Geschehens) und Reue (eher innerlich), –>Fremdschämen
  59. Schmerz, physischer, psychischer oder mentaler Zustand von Unwohlbefinden, Unlust oder Leiden
  60. Schuldgefühl, sich schuldig fühlen für irgendein Ereignis, eine Entwicklung
  61. Schuldzuweisungslust, tiefe Überzeugung, für alles Unerquickliche einen Schuldigen laut benennen zu können, mit dem Finger auf ihn/sie zu zeigen
  62. Schwäche, sich physisch, psychisch oder mental unbelastbar, unzureichend, inkompetent, dumm fühlen
  63. Sehnsucht, etwas zurzeit nicht Verfügbares herbeiwünschen
  64. Selbstbeherrschung, Diszipliniertsein, Kontrolle über sich haben, das Gefühl, die Gefühle im Griff zu haben ohne gleichgültig oder kalt zu sein
  65. Selbsthass, starke Ablehnung gegen sich selbst, oft verbunden mit Suizidgedanken
  66. Spott, oft mit einer guten Portion –>Verachtung angereichert
  67. Servilität, Unterwürfigkeitsgefühl, (–>Hingabe)
  68. Stolz, Freude an Erreichtem, sei es als Individuum oder als Gemeinschaft
  69. Streitlust, Freude am Zusammenprall verschiedener Meinungen, aber auch am Wettbewerb der Kompetenzen, des Könnens, der Ausdauer und Hartnäckigkeit
  70. Stress, Ëustress und Dysstress, Heraus- und Überforderung
  71. Sympathie, Anerkennung anderer Entitäten, ohne Bedürfnis nach Nähe
  72. Tierliebe, spontane Herzöffnung beim Anblick und Zusammensein mit den meisten Tieren, Lust, mit ihnen und für sie da zu sein
  73. Trauer, emotionales Nichteinverstandensein mit etwas, Nichtakzeptieren-Können oder Nichtakzeptieren-Wollen eines Ereignisses
  74. Überraschung, Verblüffung, das Wahrnehmen von Unerwartetem
  75. Ungeduld, das Gefühl, irgendwelche Abläufe beschleunigen zu müssen, die ausserhalb unserer Beeinflussungsmöglichkeiten liegen
  76. Verachtung, das aus wie auch immer begründetem Überlegenheitsgefühl generierte Herunterschauen auf Wesen oder Dinge, die man für tieferstehend anschaut in der eigenen Wertehierarchie
  77. Verantwortung, ein je nach Charakter und Umständen als mit Stolz erlebtes Gefühl, für eine Herausforderung von sich und/oder anderen als kompetent eingeschätzt zu werden – oder ein als (zu grosser) Druck, als mit Angst vor Fehlern und Haftung dafür belastetes Gefühl des Überfordertseins; (–>Schuldgefühl)
  78. Verbitterung, verhärmt, entäuscht vom Leben, schuldprojizierend unzufrieden sein (–>Schuldzuweisungslust)
  79. Verehrung, Bewunderung, das lustvolle Gefühl, an Wahrgenommenem hinaufzublicken, es für bedeutsam und berührend zu halten (–>Hingabe, –>Servilität)
  80. Versagergefühle, die Erkenntnis, für irgendetwas nicht fähig zu sein, zu dem man gern fähig wäre und das man auch probieren konnte
  81. Vertrauen, das Gefühl, man könne sich auf etwas Wahrgenommenes zuversichtlich einlassen
  82. Wut, ausser Kontrolle geratende –>Aggression, –>Antipathie, Ablehnung, –> Hass, –>Zorn
  83. Zerstörungswut, Lust, Dinge oder Lebendes zu zerstückeln, unbrauchbar zu machen, auszureissen (‚Unkraut‘) bzw. zu töten (Rassismus, Glaubenskriege etc.)
  84. Zorn, oft selbstgerechte, hochstilisierte und als legitim empfundene –>Wut, Ablehnung

Der Zorn Poseidons durchwellt die halbe Odyssee

Die Liste ist selbstverständlich weder vollständig noch beansprucht sie ‚Richtigkeit‘. In manchen Fällen wählen Sie vielleicht andere Worte, andere Erläuterungen – kein Anlass für geharnischte Reaktionen: machen Sie Ihre eigene Liste mit Ihren eigenen Erläuterungen – it’s just a template. Wenn wir das jetzt stockseriös von A bis Z durchanalysieren, übersteigt das wahrscheinlich die Lebenszeit einiger, vor allem meiner selbst. Also schlage ich vor, die Liste dreimal durchzugehen und eine Selektion vorzunehmen.

Beim ersten Durchgang färben wir die für uns eher unproblematischen Gefühle ein. Es sind die, die uns selbstverständlich sind, die uns weder ungewollt im Übermass überfallen noch uns abhanden kommen, mit denen wir einigermassen im Reinen sind, in zumindest recht guter Beziehung stehen. Wenn ich die alle mal aussen vor lasse und hintanstelle, dann nicht, weil ich sie nicht empfände oder nicht wichtig fände oder dass sie nicht auch mal Probleme machen könnten, aber es sind die Gefühle, die bei mir nicht das dringende Bedürfnis wecken, mich vordringlich mit ihnen zu befassen. Machen Sie Ihre eigene Durchsicht und dünnen Sie damit die Liste etwas aus.

Beim zweiten Durchgang schmeissen wir die raus, von denen wir zwar wissen, dass andere sie haben, wir aber nicht oder nur ganz marginal. Beispiel: Ich weiss, dass Entrüstung (Nr. 21) eine von anderen häufig gezeigte Emotion ist, aber ich war in meinem ganzen Leben noch nie entrüstet, habe keine Ahnung, wozu diese Emotion gut sein soll, lasse Entrüstete, denen ich begegne, links liegen oder lache sie aus, äffte sie schon als kleiner Rotzbengel nach – aber ich kann nicht ernsthaft mehr beisteuern zu dieser Emotion ausser dass ich sie für lächerlich, dumm und überflüssig halte und will deshalb auch gar nicht mitreden, da mich noch nie ein entrüstetes Wesen über die kabarettistische Vorlage hinaus interessierte. Auch Beleidigtsein, Fanatismus, Fluchtlust, Kontrollsucht, ‚Hintenrum‘, Masochismus, Moralisches Überlegenheitsgefühl, Pessimismus, Sadismus, Schuldzuweisungslust, Servilität und Verbitterung sind für mich keine selbst intensiv oder problematisch erlebten Gefühle, also lasse ich die alle auch aussen vor. Auch hier gilt wieder: diese Gefühle können durchaus auch bei mir auf der Prioritätenliste nach vorne rutschen, z.B. wenn ich mit einem nahen Menschen – einem eigenen Kind, einem Partner, Freund, Mitarbeiter, Teammate etc. – irgendwie ausweglos, ohne Ignorierchance konfrontiert werde, der eins der für mich eigentlich unwichtigen Gefühle intensiv vorlebt, und ich nicht darum herum komme, mich damit zu beschäftigen.

Beim dritten Durchgang können wir uns nun den Gefühlen zuwenden, die uns stärker beschäftigen, mit denen wir manchmal ringen, sei es, dass wir zu wenig, zu viel davon zu haben glauben, sei es, dass sie uns im falschen Moment erwischen, sei es, dass wir uns durch sie zu den richtig grossen Dummheiten unseres Lebens verleiten liessen oder lassen, sei es, dass wir sie nicht mit den richtigen Mitwesen leben oder besprechen, oder sei es, und genau dafür sind Aussenstehende, Freunde oder sogar so ein Schreiberling da, dass wir sie vielleicht über- oder unterschätzen, ihnen nicht den zu unserer übrigen Wertehierarchie passenden Stellenwert einräumen, dies aber in der klassischen Eigenbetriebsblindheit nicht erkennen. Ich komme in meiner Liste doch auf eine satte Anzahl von Gefühlen, mit denen ich mich näher auseinandersetzen muss, mit denen ich nicht im Reinen bin. Wenn ich den Bearbeitungsvorgang nun an ein paar wenigen dieser eigenen ‚problematischen Gefühle‘ zu erläutern versuche, so nur um meine Methodik zu zeigen. Vielleicht deckt sich ja keine der drei von mir für mich vorgenommenen Selektionen auch nur in einem einzigen Punkt mit den Ihrigen. Es ist also nur eine kleine ‚Demo‘, wie ich mir rational-therapeutischen Umgang mit Gefühlen vorstelle.

Nehmen wir gleich mal die 5: Antipathie, Ablehnung, Lust, sich von jemandem oder etwas fernzuhalten.

Der Grund, warum ich das Gefühl der Ablehnung für mich genauer untersuchen muss, ist, dass sie mich seit Kindsbeinen blitzschnell und plötzlich überfällt, meist ‚auf den ersten Blick‘. Ob man das als Intuition bezeichnet und gar nicht zu den Emotionen zählen will, interessiert hier nicht, Fakt ist: es ist bestimmt kein rationaler Vorgang, kein nachvollziehbarer, erklärbarer, mit Argumenten stützbarer Prozess. Das ist er nur schon deshalb nicht, weil rationale Prozesse Zeit brauchen, diese Ablehnung hingegen – allerdings auch ihr Gegenstück, die spontane Sympathie und Zuwendung – sich im Jetzt, zeitverzugslos, sofort abspielt, im gleichen Augenblick wie die Wahrnehmung erfolgt. Ex post werden natürlich Argumente nachgeliefert. Meist sind das aber relativ faule Ausreden, mehr oder weniger leicht durchschaubare Rechtfertigungsversuche, die den offensichtlich nicht rationalen Vorgang ummanteln, ‚ins Vernünftige‘ zurückzuholen versuchen. Mir missfällt die negativ konnotierende Bezeichnung ‚irrational‘, ich ziehe den wertfreien Begriff ’suprarational‘ vor. Damit ist schon der erste Schritt zur ‚Ehrenrettung‘ dieser Art von Wahrnehmungsverarbeitung gemacht. Es gab und gibt in der Evolution immer wieder Situationen, in denen die Zeit für eine Entität nicht reicht, um rational abzuwägen und nach Durchspielen sämtlicher Szenarien einen tragfähigen Entscheid zu fällen und dessen Umsetzung dann sorgfältig vorzubereiten und durchzuführen. Diese suprarationalen Entscheidungsmechanismen, meist mit Adrenalinschüben unterfüttert, sind sehr oft lebensrettend.

Die Botschaft an mich könnte also lauten: Auch wenn du dich für ein schlaues Kerlchen hältst und deine Messer beim rationalen Argumentieren gewetzt hast, kommst du nicht darum herum, auch die suprarationalen Prozesse nicht nur zuzulassen, sondern sogar zu unterstützen, zu trainieren und dich immer wieder in Situationen zu begeben, in denen diese Umschaltung vom einen in den anderen Wahrnehmungsverarbeitungsmodus stattfinden kann. – Diese Botschaft habe ich mir natürlich schon vor Jahrzehnten gegeben und sie immer mal wiederholt, wenn ich von dieser blitzschnellen, im Augenblick unbegründeten Gefühlsreaktion überrascht wurde.

Und nun noch die 19: Empathie, sich in Gefühlslagen anderer Entitäten hineinversetzen können und wollen. Ich habe mich schon oft dabei ertappt, dass ich zwar intensivste Empathie mit jeder Weinbergschnecke, ja mit Regenwürmern empfinde, wenn ich sie bei Trockenheit mitten auf einem asphaltierten Strässchen antreffe und erkenne, dass sie es nicht bis auf die andere Strassenseite schaffen, weil sie vorher austrocknen. Da kann ich vom Fahrrad steigen und den Wurm ins rettend-feuchte Gras rüber transportieren. Weinbergschnecken rette ich fast täglich vor Autorädern und passe auch zu Pferd sehr gut auf, nie auf einen drauf zu treten. Das – und ganz generell meine fast unbremsbare Tierliebe – zeigt doch, so meine ich zumindest, dass ich über Empathie verfüge. Im Umgang mit Menschen sieht es da aber etwas weniger berauschend aus. Vielleicht ist es der Eindruck, es gebe zu viele davon, vielleicht auch die Ablehnung ihres Tuns – beides sind Gefühle, die ich Tieren gegenüber höchstens bei in grosser Zahl anrückenden, stechwilligen Insekten habe, aber auch dann vor allem, wenn sie andere Tiere – z.B. Pferde – belästigen. Ich vermute, diese etwas merkwürdige Fokussierung meiner Empathie auf fast alle Entitäten, die nicht zu meiner Spezies gehören, sodass für die Vertreter meiner eigenen Spezies irgendwie nicht mehr allzuviel übrigbleibt, liegt vor allem am Umgang der Menschen mit den Tieren. Wahrscheinlich spielt auch die Frage nach Schuld und Verantwortung eine grosse Rolle: Tiere sind für mich immer unschuldig, auch wenn sie Zeugs machen, was mir vielleicht nicht in den Kram passt. Ich mache der Zecke, die sich von einem Ast, unter dem ich durchreite, auf mich fallenlässt und sich festbeisst, keinen Vorwurf. Sie tut nur das, was sie kann und muss. Sie hat keine Wahl. Der Mensch aber hat meines Erachtens immer eine Wahl, ist mithin immer für alles verantwortlich, was er tut und sollte deshalb auch geradestehen für alles, was er anrichtet. Und da Millionen von Menschen täglich unsäglichen Schwachsinn anrichten, hat das vielleicht meine Empathie der ganzen Spezies gegenüber etwas ausgebremst. Nüchtern formuliert könnte man sagen: Ein Tier muss sich alle Mühe geben, um mir zu beweisen, dass es meine Empathie nicht verdient – bis heute haben es nur ein paar stechwütige Insekten geschafft, wobei ich sogar für die gern eine Ausrede parat habe. Menschen dagegen müssen mir beweisen, dass sie Empathie verdienen. Da gibt es viele, die das geschafft haben, allen voran – wen wundert’s – alle tierliebenden Menschen, aber auch die meisten Kinder, zumindest solange sie noch nicht für jeden Quatsch haftbar gemacht werden können, den sie anrichten. Sobald sie Tiere quälen, nützt ihnen der Kinderstatus bei mir nichts mehr. Daneben gibt es aber eine riesige Mehrheit, die es nicht schafft, nachvollziehbarerweise gar kein Interesse daran hat, mir diesen Beweis zu erbringen. Ich bilde mir nicht ein, dass irgendwer auf meine Empathie angewiesen wäre. Aber wenn ich auf diese Ethik-Laferis und Ideologen stosse, die allen Menschen eine gleiche Menschenwürde zubilligen, unabhängig davon, was sie getan haben oder tun, und die meisten huldvoll dazu nicken sehe, dann komme ich mir schon leicht aussätzig vor. Denn bei den richtig üblen Figuren ist bei mir nicht nur keine Empathie da, sondern sie rangieren weit unter allen Kellerasseln und ihr Tod ist mir nicht nur egal, sondern er freut mich. Konkretes Beispiel ohne Rückgriff auf längst verblichene Scheusale der Weltgeschichte: Wenn es morgen in den News heisst, Anders Breivik sei von Mitgefangenen leiderleider beim Duschen ins Jenseits befördert worden, so würde mich das ausserordentlich freuen, von Empathie oder gar der Zubilligung von ‚Menschenwürde‘ keine Spur. Da empfinde ich dann doch viel mehr, wenn ich mal zu spät komme um einen Regenwurm zu retten.

Die Botschaft an mich könnte also lauten: Auch wenn deine Wertehierarchie für dich selbst im Lot zu sein scheint, so musst du dir doch bewusst sein, dass du dich damit markant von der Mehrheit deiner Spezies unterscheidest und von vielen möglicherweise als Fremdkörper, ja durch diese Abweichung von der Norm als ‚Abnormaler‘, als ‚Spinner‘ erlebt wirst. Offenbar ist es ein archetypisches Phänomen der Evolution, dass sich Angehörige gleicher Spezies grundsätzlich priorisieren. Wenn du dies nicht tust, bist du für Angehörige deiner Spezies vielleicht zuwenig vorhersehbar und sie begegnen dir mit Misstrauen. Entweder kannst du damit leben, oder du passt dich zumindest nach aussen hin etwas an, und sei es nur, dass du das, was du jetzt gerade tust mit dem Niederschreiben dieser Zeilen, in Zukunft vermeidest und das Mass deiner Priorisierung der Tiere geheimhältst.

Es ist unschwer zu erkennen, dass ich nicht die letzte Variante gewählt habe. Sie müssen ja Ihre eigene Beschäftigung mit der Liste der für Sie problematischeren Gefühle auch nicht publik machen, wie ich das hier aus Demonstrationsgründen bei Zweien gemacht habe. Ziel ist ja, sich selbst und seinem Umgang mit Gefühlen besser auf die Schliche zu kommen, also Selbsterkenntnis. Und die Aufforderung dazu stand ja bereits über dem Eingang zum Orakel von Delphi:

Nun haben wir mal eine erste Auslegeordnung im Wust der Gefühle gemacht und können uns an die Beantwortung der eingangs gestellten Fragen machen:

I. Welche Ihrer Gefühle halten Sie für unverzichtbar: Sie können sich ein Leben ohne diese Gefühle nicht vorstellen?

Die hier zu erstellende Liste muss sich keineswegs mit einer der drei oben voneinander separierten Gruppen decken. Aber es hilft, sich selbst – sein Selbst oder gar DAS (Jungsche) Selbst – besser zu erkennen. Bei mir ist es natürlich die Tierliebe, ohne die mir ein Leben arm und leer vorkäme, so ganz nach dem Motto: ‚Man kann schon ohne Hund leben, aber es lohnt sich nicht.‘

Dann aber auch der Erkenntnisdrang, die Forscherfreude, die Lust, allem Wahrgenommenen Sinn abzutrotzen. Auch dies ist bei mir weit mehr als nur ein Produkt rationaler Erwägungen, sondern ein starkes Grundgefühl, das mich – zusammen mit der Tierliebe – jeden Morgen freudig aus dem Bett hüpfen lässt.

Auch hier gilt wieder: Machen Sie sich Ihre eigene Liste und denken Sie ein bisschen darüber nach, was die emotionalen Kernbestandteile Ihres Lebens sind – und warum?

II. Gibt es Gefühle, die Sie bei anderen sehen, erleben, von denen andere labern – die Ihnen aber völlig abgehen, die Sie bei sich noch nie entdeckt haben?

Diese Frage haben wir mit der zweiten Selektionsrunde unserer Gesamtliste schon angepackt. Nun gälte es, nach dem Warum zu forschen. Das kann allerdings etwas unangenehm, aber durchaus aufschlussreich werden, wenn wir wirklich Selbsterkenntnis anstreben. Dass ich z.B. Entrüstung nicht nur noch nie gespürt habe, sondern diejenigen, die ‚auf entrüstet‘ machen, in aller Regel nicht ernst nehme, verlache und insgeheim oft auch verachte, deckt ein Vorurteil auf: Ich scheine offenbar davon auszugehen, dass es sich dabei gar nicht um eine echte Emotion, sondern nur um ein vorgespieltes, geheucheltes Pseudogefühl handelt. Vielleicht hilft mir ein zutiefst und wahrhaft und von ganz tief innen heraus entrüstetes Wesen dabei, diese Vorurteil abzubauen?

Und wenn ich die Lust am unerkannt schädigen, am Denunzieren noch nie gespürt habe, dann aus dem einfachen Grund, weil ich schon als Dreikäsehoch ein – versuchen wir es nett zu sagen – eher konfrontativer Typ war und es immer noch bin, ein Typ der immer auf diejenigen losgeht, die Dinge rauslassen oder tun, die mir zuwider sind. Wenn ich schädigen will – zum Beispiel einen Tierquäler ausbremsen – , dann tue ich das ‚erkannt‘ – er soll mich nie mehr vergessen, ja mich fürchten bis in die Träume – , und meist mit – nennen wir es ‚Schwung‘. Das macht mich – dessen bin ich mir durchaus bewusst – weder zu einem besonders angenehmen noch zu einem im Geringsten diplomatischen Zeitgenossen. Aber es erspart mir die lächerliche Entrüstung derer, die einfach nur zuschauen – ja die Gaffer, auch die scheinen über ein Gefühl zu verfügen, das mir abgeht und das ich nie spüren möchte (siehe III.): Geilheit dank tatenlosem Zuschauen, wie andere in der Scheisse sind. Es gibt kaum eine Subspecies Menschen, bei denen ich lieber nach dem mit Jauche gefüllten Flammenwerfer greifen würde, um sie zu vertreiben, als die Gaffer. Auf dass sie selbst am eigenen Leib die Scheisse spüren. Wie wir unschwer erkennen, sind sowohl Verachtung, wie Aggression und Gewaltbereitschaft durchaus auf der Liste der mir wohlvertrauten und ausgelebten Gefühle. Die Erklärung im Fall der Gaffer liegt wohl im Adverb ‚tatenlos’…

III. Gibt es bei diesen Gefühlen, die Sie nicht haben, solche, die Sie auch nie haben möchten, und solche, die Sie unbedingt einmal spüren möchten?

Wenn ich die Liste meiner rausselektionierten Gefühle durchgehe, dann möchte ich die meisten gar nie spüren. Soweit geht meine Empathie mit Menschen, die sie haben, nicht – auch dies eine Selbsterkenntnis. Das einzige, was ich – vielleicht in einem geschützten Setting – einmal spüren möchte von dieser Subliste, ist die Servilität, die Lust am Dienen, an der Hingabe und zumindest partiellen Selbstaufgabe. Es gab Ansätze dazu bei der Verehrung unseres Klassenlehrers in der Offiziersschule, eines Majors, der einfach hinreissend war, blitzklug, sportlich, empathisch, Doktor der Biologie mit unzähligen Riesenschlangen zuhause, lange in Afrika, wo er Lehrer ausbildete, locker, verspielt, und doch sehr fordernd, sowohl was er physisch, wie was er psychisch und mental von uns forderte. Dass er auch noch aussah wie ein Filmstar – geschenkt. Er spürte unsere Verehrung und legte uns nahe, nie jemanden zu kopieren und immer ‚uns selbst‘ zu sein. Und doch ertappte ich mich während meiner ganzen Militärlaufbahn immer wieder, dass ich gewisse Dinge – und sei es nur die Art zu grüssen – von ihm kopierte. Ich könnte mir vorstellen, dass ich bei einem Kriegseinsatz unter seiner Führung dieses Gefühl der ‚Lust am Dienen‘ gespürt hätte.

Ein zweiter Fall dieses Richtung Blindheit oder Bedingungslosigkeit gehenden Vertrauens, das m.E. Voraussetzung für diese ‚Lust am Dienen‘ ist, erlebte ich gegenüber der Schwester meines besten Freundes, einer Psychotherapeutin, die problemlos mit Polizeikorps und Eishockeyteams Meditationen durchführte. Sie hatte und hat eine Ausstrahlung, die den letzten Eisenfresser, also auch mich, mit Leichtigkeit zum Schmelzen brachte. Aber nicht in der Art, dass jeder ihre Nähe suchte, sondern eher respektvoll Distanz hielt. Sie nutzte dieses  Charisma aber nur, um unsere Selbsterkenntnis zu fördern, um Kinder zu heilen, Erwachsenen Mut zu gebe, nicht um andere Menschen ihr ‚dienen‘ zu lassen. Aber wenn sie mich mitten im Grossstadtgewimmel kurz innehalten und die Augen schliessen liess, um mich rasch zum Augenblick meiner Geburt zurückzuführen, dann spürte ich zumindest so etwas Ähnliches wie ‚Lust, ihr zu folgen‘, bin aber froh, dass sie nicht zum Guru mutierte.

IV. Gab und gibt es Situationen in Ihrem Leben, in denen Sie lieber cool und rational gehandelt hätten bzw. Momente, in denen Sie lieber emotional reagiert hätten?

Seien Sie da ganz ehrlich mit sich selbst. Bei mir gibt es tausend Situationen, in denen ich lieber cool geblieben wäre, anstatt mein Gegenüber nach allen Regeln der Kunst zur Schnecke zu machen (falsches Bild: ich liebe Schnecken!), meist durch Missbrauch verbaler Überlegenheit, Arroganz und – zumindest in jüngeren Jahren – demonstrierter Gewaltbereitschaft. Es gab und gibt aber auch das Umgekehrte, also Momente, in denen ich furztrocken rational auf eine emotional aufgewühlte Person reagiere und sie damit unnötigerweise vor den Kopf stosse. Beides sind Bereiche, an denen wir arbeiten können und die zeigen, dass es sich durchaus lohnt, die eigene Emotionalität einmal vorübergehend auf den Seziertisch zu legen und sie mit Abenteuerlust und Forscherfreude zu analysieren, ein wenig Pythia spielen mit dem Ziel, mehr über das Selbst herauszufinden, nicht das Ich, das Selbst, das wohl gemeint war mit dem Spruch über dem Orakel von Delphi.

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