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DIE VERWECHSLUNG VON INNEN UND AUSSEN

Schmunzelkommentar zum modischen Gendergagahype der Geschlechtsumwandlung

Descartes nahm das Erlebnis, dass er sich beim Denken erwischte, als Beweis für seine Existenz und behauptete – m.E. wenig überzeugend – ‘Cogito, ergo sum’. Vielleicht fühlte er auch nur, er denke. Witzigerweise stand er ja im wärmenden Kamin und nannte seine Denkfühlerei dann ‘Meditationes’. Oder er träumte meditierenderweise, dass er fühle, er denke? Wie auch immer, das ganze innere Kuddelmuddel des posthum zum Gründerväterchen des Rationalismus hochgejubelten Herrn Cartesius lässt sich kaum ganz auseinanderdividieren. Die fragwürdige Qualität seiner Denk-Fühl-Schwaflerei zeigte sich nicht zuletzt darin, dass er Tiere für schmerzunempfindliche Maschinen hielt.

Innen vs Aussen

Das Einzige, was träumen, meditieren, fühlen und denken gemeinsam haben, ist, dass es innere, sich in der Vorstellungswelt einer Entität abspielende, subjektive, individuelle Ereignisse mit entsprechend beschränktem Gültigkeitsanspruch sind. Wenn wir erwachen, erlischt ja der Gültigkeitsanspruch unserer Träume in der Regel blitzartig, meist zu unserer Erleichterung. Auch unsere Gefühle und Gedanken sind ständigem Wandel unterworfen und gelten auch für uns selbst meist nur kurze Zeit. Angesichts dessen entbehrt es nicht der Lächerlichkeit, wenn irgendeine Entität für ihr ‘Geträumt-Gefühlt-Vorgestellt-Gedachtes’ den Anspruch erhebt, es müsse nicht nur für sie selbst, womöglich zeitlebens, sondern auch für alle rundherum gelten, am liebsten absolut, für immer, für alle. Noch etwas übler wird es, wenn wir innen und aussen verwechseln und aufgrund solchen innerlichen Gebräus zum Skalpell greifen und damit an uns oder anderen rumschnetzeln, womöglich völlig ohne Notwendigkeit und – falls wir an anderen rumhantieren – ohne Einverständnis der Geschnetzelten. Für die Vorläufigkeit und Wandelwolkigkeit dieser wauschelig aus Traum, Gefühl und Gedanken zusammengebrauten momentanen Interpretation des eigenen inneren Zustandes gibt es nicht einmal einen brauchbaren Begriff.

Von Vorurteilen und Vorfürzen

Das gängige Wort ‘VORURTEIL’ suggeriert mit der Vorsilbe ‘VOR’ zwar etwas VOR-läufiges, aber ‘Urteil’ riecht doch eher nach etwas rational Begründbarem, das sich erst ex post als einseitig, unvollständig oder komplett falsch erweist. In der Wissenschaft (der nicht von der Regierung bezahlten) arbeitet man mit dem Begriff der ‘Thesen’, einem etwas intellektueller klingenden Wort für ‘Behauptungen’, ‘Annahmen’. Ein etwas drastischerer Begriffsvorschlag für diese oft luftigen und sich meist innert Kürze als mangelhafte Wahrnehmungsinterpretationen entpuppenden inneren Gemengelagen wäre ‘VORFÜRZE’. Auch wenn spätviktorianische und woke Sprachzensuristen und moralapostolische Biederlinge sich vielleicht an dieser Wortschöpfung stören, so entbehrt sie nicht der assoziativen Stringenz. ‘VOR‘ assoziiert VOR-läufigkeit und VOR-eingenommenheit, erinnert auch an die Verben VOR-ziehen und VOR-prellen. Die FÜRZE – wir können für die Generation Weichei-Unwohl auch von VOR-WINDEN oder, noch schöner, von VOR-FLATULENZEN sprechen – erinnern daran, dass der Vorgang zwar unvermeidlich ist – es gibt zumindest bislang meines Wissens keine Säugetiere, die nie furzen – , aber aufgrund der meist als unangenehm wahrgenommenen Geruchsentwicklung besser in freier Wildbahn oder menschlicherseits idealerweise allein auf dem Klo stattfinden sollte. Wenn wir alle diese Assoziationen ständig im Kopf behielten, würden wir uns vielleicht intensiver bemühen, unsere Vorfürze wenn möglich nicht ungefiltert coram publico entfahren zu lassen und sie höchstens unter Hinweis auf die Nebenwirkungen bzw. auf Anfrage oder ‘Ansprache’ mit anderen zu teilen. Nun kann man sich – und ich tue das gerade, um nicht in die selbst gestellte Falle zu tappen – ganz generell durch ‘Welt’ angesprochen wähnen und darauf zu antworten versuchen, immer im Bewusstsein, dass die Antworten vorläufig, subjektiv, relativ und im Inneren durch die Verdauung des Wahrgenommenen zustande gekommene ‘Vorfürze’ sind.

Ich fühle mich heute – total als gelbes Krokodil!

Diese ausführliche Einleitung war nötig, um verständlich zu machen, dass es keine speziellen Anredeformen, Toiletten, Passeinträge braucht für mich, wenn ich mich heute zutiefst als gelbes Krokodil fühle. Diese meine intensiv und sehr echt innerlich erlebte Vorstellung kann auch nicht mit DNA-Tests widerlegt werden, die mich unschwer als biologisches Menschenmännchen identifizieren würden. Es ist ja ein rein innerer Vorgang, ein Traum-Meditations-Gefühls-Gedanke oder – etwas despektierlicher – ein Vorfurz, den ich spätestens bei der Rückkehr in die materielle, äussere Welt, sei es aus Hunger, Durst oder mangels Reit- und Musiziermöglichkeiten, wieder in die Vorläufigkeit entlasse.

Damit ist kein Werturteil abgegeben darüber, ob nun die innere oder die äussere Welt ‚wichtiger‘, ‘wirklicher’, ‘wirkmächtiger’, ‘wahrer’ sei. Es ist nur darauf hingewiesen, dass es zwei verschiedene Seinsebenen sind: Die innere Vorstellungswelt, die eine ungemein reiche Vielfalt an verschiedensten Befindlichkeiten und Gedankengebäuden zulässt – und die etwas einfältigere, äussere Welt mit ihren stark einschränkenden Bedingungen des biologischen Überlebens als in Zeit und Raum rumwuselnder, sich fortpflanzender, biologische Nahrung aufnehmender und auch wieder ausstossender Materieklumpen.

Dilemmakompetenz

Dilemmakompetent – um ein weiteres meiner Lieblingswörter zu lancieren – ist, so mein heutiger Vorfurz, derjenige, der diese beiden Seinsbereiche als verschiedene erkennt, sie in seine persönliche Balance bringt und mit ihren Schnittstellen zurecht kommt. Die aufgeregte Gender-Community erreicht diese Dilemmakompetenz meist nicht. Zumindest die lautesten Vertreter versuchen, wild vorfurzend, ihre innere Gemengelage mit absolutem Gültigkeitsanspruch in die äusseren Seinsbereiche zu stülpen, was zu ungemein lächerlichen Wirrnissen führt. Der äussere Geschlechtsumbau setzt auf der falschen Ebene an und ist so hirnrissig und ineffizient, wie wenn ich mir echte Krokodilszähne einbauen und mich gelb einfärben liesse, nur um mich aus einem tiefen inneren Süssigkeitsbedürfnis nächstes Jahr dann doch als Schokodil zu fühlen. Mit ganz eigenen äusseren Bedürfnissen, wie man sich vorstellen kann.

Hi!

Das mit dem ‘Innen’ und ‘Aussen’ ist wirklich kompliziert. Manchmal fühle ich mich innerlich total ‘high’, rufe aussen hörbar ‘Hi!’, spüre die innere Verwandlung zum Hai und poste auf Insta mein Mittagessen, das ich dann äusserlich zu mir nehme:

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