Petzen, Schweizerdeutsch ‘Täderle’ ist etwas Wunderschönes und löst all unsere Probleme. Wenn du dem Petzer sein Petzen vorwirfst, petzt er bei derselben Petzstelle, dass ihm jemand das Petzen vorgeworfen habe, was man ihm dann wieder vorwerfen kann und so weiter, bis der, der dem Petzer das Petzen vorwirft, aus dem Verkehr gezogen wird, am besten endgelöst.
Das macht den Petzer so glücklich, dass er weiterhin petzt, was das Zeug hält. – Und was es nicht hält, erfindet er, denn Petzen macht einfach Spass. Zumal man heute weder erschossen noch auf dem Pausenplatz verprügelt oder von den peer groups als gruseliger IM verachtet wird, sondern im Gegenteil: die Eltern finden’s toll, wissen dann, welche andern Eltern sie fertigmachen müssen, die Lehrerinnen finden’s toll, weil sie dann das bewährte altrömische Spiel ‚divide et impera‘ spielen können, die Kirche findets toll, weil ja kein Schwein mehr zur Beichte geht, die Medien finden’s toll, weil Gepetztes immer auch Geklicktes ist, die Frauen finden’s toll, weil nur so gartehagmiituuu überhaupt so richtig ins Rugelen kommt, die Behörden finden’s toll, weil genau das der Weg zum erträumten gläsernen Bürger ist, die Justiz findet’s toll, weil sie so ihre Fichen komplettieren kann, die Regierungen finden’s toll, weil nur so die totale Kontrolle, die langersehnte Dick-Tat-Uhr zu ticken beginnen kann. Deshalb kannst du mit Petzen zu höchstem Ruhm, zu internationaler Anerkennung aufsteigen, je nachdem, wie SPECKtakulär deine Petze ist. Wenn du das ein ganzes Leben lang mit letzter Hingabe tust, kriegst du vielleicht sogar einen Orden und ein Ehrenbanner, sowas wie eine ‚Guillotine am Hosenband‘, wie der liebe Erich hier auf dem Bild sowas vom andern lieben Erich kriegt:
Petzen löst all‘ unsere Probleme. Denn Petzen ist ein energetischer Selbstläufer, ein perpetuum mobile, und damit natürlich eine tolle Sache. Petzer rennen nämlich heute schon aus eigenem Antrieb, aus Begeisterung und aus Vorfreude auf ihre Adelung zu der Stelle, an der sie petzen können, ohne dass sie Treibstoff dafür bräuchten. Sie werden ja von allen, vor allem den ’social‘ Medien dazu eingeladen, alles zu melden, vor allem Mohriges, Ungeimpftes, Abweichendes, Entmasklarvendes, Klimakühlendes oder gar Unwillkommenes. Vielleicht gelingt es eines Tages sogar, mit Petzen Strom zu erzeugen. Wenn wir daran denken, wie die Wangen und die kleinen Äuglein der Petzenden leuchten, wenn sie zu Petzendes entdecken und dann alles geben, um es an der Petzstelle zu deponieren, ist das durchaus realistisch.
Man könnte auch überall Petzbehälter wie Robydog-Kästchen aufstellen, mit Petzkottütenspendern, schliesslich handelt es sich auch um geruchsmässig eher Herausforderndes. Die Tütchen könnte man dann an solarpanelbestückte Windredlis hängen und damit auch das Energieproblem lösen.
Petzen hilft auch, die Stimmung und das Klima abzukühlen, zumindest bei den Verpetzten. Damit wäre auch die Klimaerwärmung gestoppt und die Eisbärli müssten nicht mehr soviel schwimmen!
Und Petzen hilft ja heute schon, jeden ans Messer zu liefern, der irgendwas gegen irgendwelche Hinzukommende sagt, die nicht schon seit hundert Jahren hier sind. Wenn die alle zum Schweigen gebracht werden dank den lieben Petzwilligen, ist auch das Asyl-Problem endlich endgelöst: wir leben dann alle im lange erträumten, grossen, grenzenlosen globalen Dorf, wo alle mit allen alles machen dürfen, genau so, wie es ihnen von innen her zumute ist.
Und wem es denn dereinst je unwohl sein sollte dabei, der petzt einfach – und der wunderschöne Kreislauf beginnt von vorn.
Bitte verpetzt mich und erzeugt Strom! Probiert es vielleicht zuerst bei der herzigen Jolanda von Netzkuhraasch. Die hat ja jetzt nicht mehr so viel zu tun, ausser sich grün zu ärgern, seit das Buch von der Michèle so ein popliger Erfolg geworden ist: