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Marpa-Glosse 4/21

Es wimmelt in unserem Land von sexistischen, rassistischen, diskriminierenden Ortsnamen, Familiennamen und Symbolen. Auf dem Gemeindewappen von Avenches ist doch tatsächlich ein Mohr abgebildet. Die Mohren, ursprünglich die indigene Bevölkerung von Mauretanien, die gerade erfolgreiche die Entfernung ihrer Köpfe, also der Mohrenköpfe, aus den Verkaufsregalen helvetischer Süssspeisenanbieter durchgesetzt haben, sind bereits bei der Communce d’Avenches vorstellig geworden.

Dann hat sich eine ganze Phalanx von Genderprofessorinnen in unserem Land mit Hunderten von Studentinnen dieser aktuell sehr stark belegten Studienrichtung zusammengetan und fordert resolut und sofort die Umbenennung der Walliser Gemeinde Bitsch. Heute, wo jeder Löli Englisch verstehe, sei dieser Ortsname beleidigend und suggeriere, alle Einwohnerinnen oder sogar Besucherinnen, Touristinnen seien Freiwild aus dem horizontalen Gewerbe. Genau so müsse ein neuer Name her für die thurgauische Metropole Frauenfeld. Ein Feld voller Frauen, die wohl den hässlichen, alten, überflüssigen Heteromännern zur Verfügung zu stehen hätten? Damit soll nun genauso Schluss sein wie mit dem aargauischen Magden – die Zeit der wie Sklaven gehaltenen Mägde sei vorbei, Knechte hingegen seien die einzige Art Männer, die man unter Vorbehalt am Leben lassen könne, am besten kastriert. Denn das phallokratische Romanshorn – Horn des Roman! – gehe gar nicht, meinen die Expertinnen. Auch Saint-Blaise könne als Aufforderung zumn ‚holy blow-job‘ missverstanden werden! Auch das aargauische Schwaderloch, das baselländische Titterten und Steckborn klingen keineswegs sauber.

Die Gruppe der Anonymen Alkoholiker hat zusammen mit dem blauen Kreuz einen Kreuzzug initiiert gegen Ortsnamen wie Weinfelden, Weiningen, aber auch Baar, Bière und Champagne, alles Orte, die Gefährdete zurück in die Seuche des Alkoholkonsums katapultieren könnten, genauso wie Vilters die fast schon ausgerottete Raucherei wieder beflügeln könnte.

Dann wird verlangt, dass Affoltern umbenannt wird. Affen zu foltern gehe weder am Albis noch im Emmental, und schon gar nicht in GROSS-Affoltern!, heisst es in der Initiative, die vom Schweizer Tierschutz und der Aktion gegen Folter angeführt wird. Und die Freunde des Wolfs wollen Wolfenschiessen am liebsten dem Erdboden gleich machen, Wölflinswil und Wolfwil aber behalten.

Beim Walliserkaff Inden haben sich sowohl die Inder wie die Indianer zusammengetan, um den Namen zu kippen. Die Cherokee sind bereits gut organisiert, weil sie gerade mit der Firma Jeep im Clinch sind. Es gehe gar nicht, dass bei Google zuerst ein Auto komme, bevor ihr ehrwürdiger Stamm erwähnt werde.

Auch alle monarchischen Assoziationen müssten nun endlich aus der Schweizerkarte getilgt werden. Auf der Abschussliste stehen Herzogenbuchsee, Fürstenau, Kaiserstuhl und Kaiseraugst.

Das luzernische und das zürcherische Zell haben gemeinsam Antrag auf Umbenennung gestellt. Sie möchten weder mit einer Mönchsklause noch mit einem Gefängnis verwechselt werden, trotz Dürrenmatt. In einer Zeit, da 2+2 genauso gut 3 oder 5 geben kann, um Migranten sich nicht schlecht fühlen zu lassen, sind auch weitere Gemeinden nicht mehr glücklich mit ihren Ortsnamen: wer gibt sein Kind schon in Zuchwil oder Zwingen in die Schule? Dafür hat Nike ein Angebot für die baselländische Gemeinde Laufen gemacht, die die Laufemer einfach nicht davonlaufen lassen konnten. Über den Preis für das Nike-Zeichen als neues Gemeindewappen haben die Vertragsparteien Stillschweigen vereinbart. Die Verhandlungen zwischen Roger und der Basler Regierung laufen noch, aber ein Kanton Roger oder eben ‚Rotscher‘ wäre doch reizvoll und hätte bei genauem Hinsehen sogar ROT drin.

Denn die Grünen fühlen sich mit Grüningen farblich völlig untervertreten gegenüber Rothenburg, Rothenbrunnen, Rothenfluh, Rothenturm, Rothrist, Rottenschwil und Rougemont!

Proteste kamen von eingewanderten Russen: es gebe sie im ganzen Land und nicht nur in Russikon – und von Sachsen gegen die jeder Statistik widersprechenden Reduktion auf Sachseln. Und Schwarzenberg, Schwarzenburg und Schwarzenhäusern werden aufgefordert, ihre Namen zu ändern oder ihre Gemeinden der Black Lives Matter-Bewegung zu übergeben.

Auch die Wiedertäufer ärgern sich wieder: Täuffelen im Bernbiet verballhorne ihre heiligste Tätigkeit. Ähnlich widerhallt es von den Gruppen, die die Todesstrafe wieder einführen wollen betreffend dem schwyzerischen Galgenen. Den Bekämpfern der Kinderkrankheiten passt Obermumpf nicht, die Banker fühlen sich diskriminiert durch Rafz, das könne als Imperativ: „Rafft’s“ und damit als Aufforderung zur Raffgier missverstanden werden. Die Wrestler möchten, dass es in jedem Kanton ein Ramlinsburg gäbe. Und die Kapitalismusabschaffer wollen Reichenburg und Reichenbach von der Landkarte weghaben. Auch Walzenhausen könnte unter die Walze der Sprachsäuberer geraten, und die kynologische Gesellschaft bellt, es habe nicht nur in Wauwil Wauwaus.

Mit den grössten Anfeindungen von links muss aber das kleine fribourgische Dörfchen ‚Rechthalten‘ kämpfen. Die Rechte versucht zu beschwichtigen, da es ja kein Fugen-s habe und nicht ‚Rechtshalten‘ heisse, aber die grosse Anhängerschaft des strammlinksten fribourgischen Bundesrats aller Zeiten verlangt eine sofortig Umtaufung auf – wen wunderts – Linkshalten! Der oft etwas dümmlich aus der Wäsche glarende Cédricli (die Frage, ob er sich damit zu einer Mehr- oder Minderheit gesellt, übersteigt natürlich seinen Horizont), vergoss einen Wermut(h)s-Tropfen seiner selbst und bot an, sein Domizil sofort ins umgetaufte Dorf zu verlegen. Der Steuerfuss von Rechthalten soll nämlich sehr attraktiv sein. Ob er das nach der Umbenennung und mit dem Zuzug Cédriclis allerdings bliebe, muss die gesäuberte Zukunft zeigen.

Tja, meine Lieben, das waren nur mal die Ortsnamen, Flur- und Familiennamen werden folgen. Bei Klosters gibt es die Adresse ‚Im Morderloch‘, in der Nähe von München eine Fischbeiz mit der schönen Anschrift ‚Im Elend‘. 

Was meinen Sie geschieht mit den 124 Supersaxo in Saas-Fee, die nicht nur nicht super, sondern überhaupt nicht Saxophon spielen? Hä Authentizität oder was? Und die 94 Jauch in Bristen, die noch nie eine Güllengrube gesehen, geschweige denn gerochen haben? Und was passiert mit den 21 Bewohnern von Samnaun, die ‚Prinz‘ heissen, wenn die Jakobiner Kaiseraugst & Co schleifen? Was wird aus dem Terminator Schwarzenegger, der mit dem ersten Teil seines Namens eine Identitätsanmassung macht und von der BLM in Brand gesteckt wird und – schliesslich war er lange genug in den USA und egg ist bekanntlich ein Ei! – wird er mit dem zweiten Teil von den Veganern gelyncht (aber, diesbezüglich sind sie sauber, bestimmt nicht gegrillt und gefressen).

Irgendwann kommen dann noch alle Bezeichnungen des Alltags, nein alles, die ganze Sprache unter die Räder. Ihr glaubt ja nicht, dass man in einer diskriminierungsfreien Schweiz noch von Schwarzarbeit, Schwarzfahren und schwarzen Löchern im Weltraum sprechen darf? Irgendwer sei ’schwarzkatholisch‘, könnt ihr nicht mal mehr flüstern. Der Inaugurationspfaff von Biden hat an das hebräische Predigt-sSchlusswort für Amen für ‚So sei es‘ schon devot ein A-Women angehängt am Ende seines Gesalbaders. Wag‘ es nie mehr, angesichts von Bergen von Klamotten und Schminkutensilien von ‚Weiberkram‘ zu sprechen. Du bist tot, unwählbar, nicht Knick, Karrierenende. Wenn du Mediensprecher der Polizei bist, darfst du ja die Herkunft eines Vergewaltigers oder Räubers nicht mehr erwähnen. Du kannst höchstens sagen, die Polizei suche noch nach einem Übersetzer für Somalisch oder so. Die gute Nachricht ist also: wir werden lernen, mit dieser Sprachzensur umzugehen. Das konnten und können die in der DDR, in der Sowjetunion, in China, in Nordkorea und in allen anderen Diktaturen auch, wieso sollten wir Schweizer das nicht auch lernen? Mit Codes, Symbolen, Körpersprache kommunizieren, die Stasi und die Denunzianten austricksen, Frühwarnsysteme entwickeln. Und schriftlich nur noch das Nötigste. – Das wird mir besonders schwerfallen…

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