Share this post on:

Die Vorstellung, dass ein Reiter mutterseelenallein in einer ca. 1200m2 grossen Reithalle trainiert und dabei eine Maske tragen muss, was von ‚Buntes-Rad Parfaits‘ Polizei-Sonderkommandos, die er ja gern auch zur Einsammlung seiner versuchsweise geschwängerten Ex-Geliebten einsetzt, kontrolliert und bei Verstoss grauslich bestraft wird, hat ja auch etwas unfreiwillig Komisches an sich. Daneben täglich Tausende im ÖV, die maskenfrei von St. Gallen bis Genf an einem Flascherl nuckeln und an irgendwas Essbarem knabbern. Natürlich kann man einwenden, dass der mutmasslich begüterte Reiter aus SP-Sicht zu den moralisch Wertloseren, die mutmasslich weniger begüterten ÖV-Benutzer zu den moralisch Wertvolleren gehören und die Regelung deshalb absichtlich gegen das Verhältnismässigkeitsprinzip verstösst. Dabei darf man aber nicht zu genau hinsehen auf die Gier, mit der moralisch höchst fragwürdige Genossen wie Wermuth oder Funiciello jeder Möglichkeit nachrennen, sich zu bereichern, um auch zu den Begüterten zu gehören, einfach ohne den mühseligen Umweg über Leistung.

Aber es ist doch ein beeindruckend einfaches Wertsystem: Moral steht über allem andern. Und was Moral ist, bestimmt natürlich die gerade herrschende Klasse. Und die herrschende Klasse ist die, die am meisten Macht hat. Und wer am meisten Macht hat, zeigt sich an der politischen Durchsetzungskraft und deren Spiegelung in den Medien.

Und plötzlich leuchten viele Massnahmen und politische Fürze ein: Zürich will die Autos weghaben, weil Autofahren braucht es in der Stadt nicht, das machen nur die moralisch Minderwertigen. Die moralisch Guten fahren Velo. Notarzt und Feuerwehr sollten sich also etwas einfallen lassen. Es gibt ja E-Bikes, die 115km/h erreichen. Ok mit Ausrüstung vielleicht nicht ganz, aber das sind marginale Probleme. Lieber als moralisch Guter verbrennen, als als moralisch minderwertiger Verbrennungsmotörler überleben.

Es gibt natürlich parallel dazu noch eine simplere Deutung, eben die titelgebende ’systemimmanente Dummheit‘. Je grösser die Entfernung zwischen Massnahmen-Anordner und von Massnahmen Betroffenen, desto grösser die Chance, dass sich die Massnahmen als unverhältnismässig, als dumm erweisen, weil der Massnahmen-Anordner schlicht geistig überfordert ist, einschätzen zu können, was seine Massnahmen im Einzelnen anrichten bei den davon Betroffenen. Diese simple Einsicht hatte die Schweiz begriffen und im Föderalismus umgesetzt, einem genialen Modell, in dem das Subsidiaritätsprinzip gilt, in dem Kompetenzen grundsätzlich beim Einzelnen liegen und nur in begründeten Ausnahmefällen ins Kollektiv abgegeben werden, und auch unter den Kollektiven herrschte dieses Prinzip: Gemeindeautonomie gegenüber dem Kanton, Kantonsautonomie gegenüber dem Bund – und daraus ganz natürlich folgend: nationale Autonomie gegenüber einem suprastaatlichen Gebilde wie der EU.

Wenn wir Rösseler uns also zurzeit gerade wieder mal über die grandiose systemimmanente Dummheit der bundesrätlichen Massnahmen ärgern – und ich mich noch speziell über die kadavergehorsame Haltung unseres Reitsportverbandes und vieler willfähriger Vereine und Hallenbesitzer wundere – so lohnt es sich, den Blick etwas zu weiten und zu sehen, was ‚im Grossen‘ abläuft. Eigentlich etwas unsäglich Banales, das schon seit Urzeiten abläuft: Wer Macht hat, versucht sie auszuweiten, zu stärken, dauerhaft zu erhalten. Die bewährtesten Mittel sind Angsterzeugung – noch besser Panik, wie Gretchen das lautstark forderte – Medienkontrolle, Datenüberwachung, radikale Ausgrenzung der Kritiker. In dieser Hinsicht war Väterchen Stalin unschlagbar: Er brachte die ganze Intelligenzia Russlands einfach um mit dem kaum zu konternden Argument: „Lebender Mann: Problem. Toter Mann: kein Problem.“ Er war sogar buchhalterisch ausserordentlich beflissen und liess die Angehörigen der Hingerichteten für die Kugel bezahlen, die nötig war, um das Problem zu lösen. Da lacht das Herz jedes eingefleischten Machthabers. Aber so elegant und effizient geht es heute nicht mehr. Man sieht das einfach nicht mehr so gern seit den IS-Videos mit den abgehauenen Köpfen, auch wenn es viele insgeheim gerne täten mit den Ungeimpften und den Nicht-Woken, den politisch Nichtkorrekten, den das Gendersternchen nicht Benützenden, den sich weiterhin als Indianer, Eskimos oder Schwarzhäutige Verkleidenden, überhaupt den systemisch rassistischen alten weissen Heteromännern, ausser natürlich den wenigen moralisch Aufrechten. Denn die Alternativen zum Hinrichten sind mühselig. Ganz einmauern wie in China oder in Lager stecken wie in Russland oder im guten alten Dritten Reich – Mann, der Adolf hatte noch Ordnung in seinem Laden, träumt der bayuwarische Södolf – macht sich ja auch schlecht auf youtube. Doch der immer lauter plätschernde Gesundheits-Bach wird alles daransetzen, eine vergleichbare Ordnung zu erzwingen in der DDR 2.0,  wo die Ampel permanent auf ROT bleibt.

In der kleinen Schweiz bleibt es vermutlich bei der systemimmanenten Dummheit. Ich traue dem bunten Rad Parfait – das ist das Zeugs aus der Tube, das gewiefte Agility-Weiblein ihren Hunzis an die Nase streichen, wenn sie sich gut durch den Slalom wurgten – einfach nicht viel mehr zu. Für einen richtig dicken Dick-Tat-Ohr ist er doch einfach zu doof, wie das Beispiel mit der Staatskarosse zum Vögeln im Ausland zeigte. Und das wiederum stimmt mich weihnachtlich-tröstlich. Auch dieser Furz verpufft wie alle bisherigen Fürze. Klar, man kann umkommen während es stinkt, aber auch das Dritte Reich dauerte nur zwölf, nicht tausend Jahre.

Ich halte es mit meinen jüdischen Freunden, die fast 2000 Jahre lang in der Diaspora anstiessen mit dem Trinkspruch „Nächstes Jahr in Jersualem!“ – Und gegen Millionen von Widerlingen und Widerwärtigkeiten haben sie es irgendwann geschafft. Und halten die Stellung, auch wieder gegen Millionen von Widerlingen, von denen es auch Unzählige in unseren linken Medien und Parteien gibt. Es mag naiv klingen, aber ich glaube immer noch, dass Lessings Vision des Nebeneinanders, ja Miteinanders der Religionen, wie er sie im Nathan skizzierte, irgendwann möglich sein wird. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten allerseits.     

Share this post on:

One Comment

Leave a Comment