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Wahrscheinlich ist der junge Alt-Kanzler Kurz nur kurz weg

Das heuchlerische Geschrei um den jungen Alt-Kanzler greift zu kurz und entlarvt die Entrüstung Vorspielenden als selbstgefällig, verlogen – oder einfach nur dumm.

„Politik und Korruption? – Nein sowas. Das ist ja unerhört!“ dröhnt es aus allen Lower-class-Medien und in den Kanälen der moralinschwangeren Gesinnungsgenossen. Dabei trieft die Chose geradezu von Banalität. Politik und Korruption zählen zu den wenigen Ehen, die unerschütterlich halten, auch weit über den Tod jeglicher Beteiligten hinaus. Ja man könnte die beiden Begriffe sogar als derart innig verbandelt bezeichnen, dass sie gut als Synonyme auftreten könnten: Politik IST Korruption – und umgekehrt. Die Frage ist nur, wie man’s macht und wieviel davon jeweils ruchbar wird. Dass Claqueure gekauft werden, Medien ummauschelt und belohnt werden, wenn sie das berichten, was Politiker gern hören wollen – geschenkt.

Es entbehrt nicht der Ironie, dass dieselben helvetischen Schwachstrom-Journalisten, die sich gerade mit Wonne über das Wiener Skandälchen hermachen, selbst zu der Sorte der korrumpierten, von Berset & Co seit 15 Monaten reich mit Corona-Vorinformationen verwöhnten und am Staatstropf hängenden Applauskanälen gehören; der Staatssender SRF dank fetten Gebühren aus dem Steuertopf, die andern über Medienunterstützung von uns allen, die jetzt noch aufgehäuft werden soll. Es sind just dieselben Möchtegerntugendbolzen, die ihre ureigenste Aufgabe als vierte Gewalt im Rechtsstaat, nämlich die Regierung zu kritisieren, völlig vergessen zu haben scheinen. Und diese vor Feigheit und Gier sabbernden Windelträger zeigen jetzt nach Wien auf den geradezu lächerlichen Pseudoskandal um ‚gekaufte Inhalte‘? Ich kenne kein einziges Medium, das das uralte Zusammenspiel zwischen Inseraten und redaktionellen Inhalten nicht mehr oder weniger hemmungslos spielen würde. Wer mit einem Wunsch an eine Redaktion gelangt, einen positiven Artikel über seine Person, sein Produkt, seine Dienstleistung, sein Unternehmen, seine Partei, Sekte, Gesinnungsgemeinschaft publiziert zu sehen, wird in geschätzten 99% der Fälle deutlich auf die überaus vorteilhaften Möglichkeiten hingewiesen, parallel dazu Inserate zu schalten.

Als der immer schon saftvoll linksaussen spielende ‚Tagi‘ schon vor gefühlten hundert Jahren im redaktionellen Teil gegen die bösen Autos wetterte und  gewisse Akteure aus der Autobranche als Reaktion darauf ihre teuren Inserate strichen, ging ein grosser Aufschrei durch die Heuchlergemeinde der raffgierigen Journaille. Dabei war das nicht einmal ein Druckmittel, sondern nur kluges Management der Inserierenden, die logischerweise ihre Produkte nicht in einem ihnen feindlich gesinnten Umwelt bewerben wollten.

Der zweite Teil der vorgegaukelten Entrüstung betrifft die derbe Sprache, die Kumpane in ihren privaten Dialogen verwenden; Nachrichten, von denen sie annehmen, dass sie privat sind und es auch bleiben. Was für eine lachhafte Heuchelei, sich darüber zu entrüsten. Was käme wohl raus, wenn es in allen Betriebskantinen, an allen Stamm- und Stubentischen Wanzen hätte, wenn alle Whatsapp- und SMS-Nachrichten aller abgehört würden? Es ist seit Tausenden von Jahren so, dass man untereinander den Nachbarn oder irgendeinen Stammesfürsten oder Bundesrat als Arsch bezeichnet, im Direktkontakt oder an der Öffentlichkeit hingegen eine Beschreibung wählt, die mit höflicheren Worten genau dasselbe sagt. Ich hätte da unzählige Vorschläge. Sehr schön finde ich die Einleitung „Mit Verwunderung stellen wir fest, dass…. (und dann z.B.) …Konflikte in der Nachbarwohnung offenbar nach wie vor mit dem Nudelholz und Golfschlägern ausgetragen werden“ oder „Mit grossem Erstaunen müssen wir der Tatsache ins Auge sehen, dass… (und dann z.B.) …unser Gesundheitsminister die Steuergelder lieber für Ausflüge mit seiner Geliebten in der Staatslimousine ins nahe Ausland verwendet, sodass leiderleider kaum mehr was bleibt, um Masken, Impfstoffe zu kaufen oder vielleicht eins zwei zusätzliche Intensivbettlein zu posten.“ – Ich persönlich finde das letztlich deftiger als ein harmloses ‚Arsch‘, das ja nur die Fokussierung auf einen tatsächlich bei uns allen vorhandenen Körperteil bedeutet.

Wenn es darum geht, die Dummheit eines liebenswerten Zeitgenossen zu beleuchten, zählt zu meinen Lieblingen der Begriff ‚unterkomplex‘, denn solcherart Bezeichnete wie mein Intimtrottelchen Wermuth haben das Wort gar nicht im aktiven Wortschatz – wogegen die, die es decodieren können, wissen, dass es sowas wie ‚Arsch im Quadrat‘ meint.

Fazit: Lachen, die Kurz-Geschichte spülen, und nochmals lachen, wenn der Wunderwuzzi in Bälde wieder gegelt und grossohrig ins Kanzleramt zurückkehrt – er ist ja noch sooo jung. Aber vielleicht hat er ja auch Lust, als Karriere-Steigerung der wenig politmusikalischen von der Leyen die Leier aus der Hand zu nehmen oder – wie weiland sein Landsmann und Terminator Schwarzenegger – Gouverneur von Kalifornien zu werden. Für uns empfehle ich derweil, den Mainstream-Medien und den Politikern weiterhin und noch verstärkt das entgegenzubringen, was am ehesten vor unangenehmen Überraschungen schützt und die Lachmuskeln anregt: das tiefe, wohlbegründete Vertrauen, dass im Zweifelsfall – und meist auch in den Fällen, die man noch nicht als Zweifelsfall erkannt hat – alles erstunken und erlogen ist, was sie erzählen. Lesen, zuhören und zuschauen eigentlich nur aus der clownesken Neugier: „Wie lügen sie wohl heute?“   

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2 Comments

  1. Avatar marpa

    Jakob Roethlisberger

    Guten Tag lieber Christoph,
    Guter Artikel ( und nicht erlogen)! Kannst Du Dich noch an den Wiener Militarykollegen erinnern, der nach erfolgreichen Bestechungen der Baubehörden ( mit attraktiven Ostdamen ), im Gefängnis landete und keine Details ausplauderte. Danach konnte er umsorgt wieder dem Pferdehobby frönen, da alle Angst hatte, er bringe doch noch Einzelheiten an die Oeffentlichkeit. Herr Graf -so hiess er glaube ich- hatte dann einen tödlichen Unfall!?

  2. Avatar marpa

    Ute

    Welch wunderbare Möglichkeit mit den Gegebenheiten umzugehen.
    Anschauen, lachen und darauf warten welche Variante noch kommt.
    Eigene Wege finden und unabhängig werden.
    Das ist langwierig und mühsam.
    Aber es kann gelingen, wenn man nicht vorher platt gemacht wurde.
    Erfahrung ist da nicht zu unterschätzen, man kann sich oft denken von wo die Kugeln abgefeuert werden und sie dann abwehren.

    Danke für diese genialen Formulierungen.

    Am Schreibtisch sitzend und eben solche Kugeln im Anflug vermutend, sind sie eine gute Motivation.
    Es ist wie es ist und es kommt wie es kommt.Man muss vorbereitet sein.

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