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Bei Bränden wird so manches schwarz, was vorher nicht schwarz war…

Helft mir, die wirklich grossen, letzten Fragen der Menschheit zu lösen. In Wokistan soll ein Weisser bei einem Brand total schwarz verkohlt sein. Die aufmerksamen Kämpfer gegen kulturelle Aneignung verweigern ihm nun das Begräbnis auf dem volkseigenen Friedhof, weil er sich der Anmassung einer ihm nicht zustehenden Körperfarbe schuldig gemacht hat. Zuerst dachte ich, die wollen mich verkohlen, mich brandschwarz anflunkern, aber der Verkohl-Fall wirft echte Fragen auf, die letztlich auch Kohle kosten könnten – und das, wo Kohle heute doch total out ist. Also die Heizkohle. – Wir müssen uns also der schwierigen Frage stellen, ob die Brandleiche nur aus der Gesinnungsgemeinschaft der Guten mit der richtigen Haltung fällt, wenn der vormals nicht Brandschwarze sich aktiv selbst angezündet hat, weil es dann genauso böse Absicht war wie beim kleinen Jungen, der sein Gesicht schwärzt für den Fasnachtsumzug oder dem, der sich Winnetou-Federn aufs Haupt stülpt. Aber was, wenn der Brand nun verrückterweise von einem natürlich gefärbten POC gelegt wurde, der nachmalig Verkohlte also nix für sein Verkohlen kann und das aufgrund allfällig nicht verkohlter Unterlagen auch nachweislich nicht wollte, also das Verkohlt-Werden?

Foto US Navy, John P. Curtis

Und was ist mit den Soldaten, die vor einem Nachtkampfeinsatz mit Tarnschminke ihr Gesicht schwärzen, um nicht gleich mit ihren weiss leuchtenden Gesichtern eine leichte Zielscheibe für den Feind abzugeben? Wenn sie auf die Schwärzung verzichten und heldenhaft als Erste erschossen werden, fallen sie dann wenigstens als Gute und haben Anspruch auf ein Grab im volkseigenen Friedhof?

Herrlich sonnengebräunter Bergführer Tom Rüeger

Was ist mit den Bergsportlern und den Urlaubsgebräunten mit dem legendären Brathähnchen-Teint, die mit ihrem Hautton tief ins Segment der POC hineingelangen? Die tun das ja sicher alle mit böser Absicht und müssen doch eigentlich aus der Gemeinschaft der Guten ausgeschlossen werden wie die Ungeimpften, die Klimaskeptiker, die Nichtgendernden und viele mehr?

Trotz allem Panikgeschrei der Hautärzte immer noch ein Schönheitsideal für viele…

Und jetzt endlich mein coming-out, warum mich diese Fragen so aufwühlen. Es sind die eben erst entdeckten farblichen Folgen eines kleinen Stürzleins vom Hoppehü. Mein den Aufprall abfederndes wohlgerundetes Hinterteil soll in den letzten 10 Tagen laut einer medizinisch kundigen und mit Sturzfolgen vertrauten Person eine ganze Farbpalette durchlaufen haben, die mir verborgen blieb: von Rot über Gelb, Blau, Grün, Violett bis zu Fastschwarz. Die vordringliche Frage ist nun, ob auch grün und violett unter kulturelle Aneignung fallen, da wir ja nicht wissen können, ob es im All irgendwo grüne oder violette Wesen geben könnte, die sich auch tausende Jahre später beim Anblick von Bilddaten unwohl fühlen könnten. Ich gebe zu, dass ich mir Marsmenschlein lange so wie grüne Zahnbürstchen vorgestellt habe. Und nannte man die in der Krim ohne Abzeichen einmarschierenden Russkis 2014 nicht auch ‚grüne Männlein‘? Gut, dann könnte man dies ja zu den aktuellen Wirtschaftsmassnahmen gegen Russland zählen – und die machen doch die Guten, oder nicht? – Nun quält mich aber angesichts der immer mehr ins Schwarze tendierenden Verfärbung meines Allerwertesten die Frage, ob es eine Quadratzentimeterzahl gibt, ab der solche nicht der ursprünglichen Rassenfarbe entsprechende Verfärbungen als kulturelle Aneignung gelten? Ich bin sowohl mathematisch wie bewegungstechnisch leicht überfordert, das Ausmass der Schwärze genau zu bestimmen, aber es ist geschätzt mindestens soviel Fläche wie das geschwärzte Gesicht des Fasnachts-Buben oder des Theater-Mohrs bei Shakespeare. Und es ist natürlich fahrlässig entstanden. Hat mich ja niemand gezwungen, aufs Hü zu steigen und einen Hupf zu machen. Oder ist letztlich nur entscheidend, ob andere die Gelegenheit haben, die rassenuntypische Verfärbung wahrzunehmen und sich unwohl oder diskriminiert zu fühlen? Dann hätte ich eine Chance, mit meinem dunkelviolettschwärzlichen Halbhinterteil davonzukommen, wenn ich Sauna und öffentliche Bäder meide und auch mit langen Pijamahosen nächtige für den Fall, dass ein Einbrecher mit guter Gesinnung sich beim Anblick meiner Farbteile unwohl fühlen sollte? Wobei, unter uns Pfarrerstöchtern, Anna wahrscheinlich schon vorgängig für berechtigtes Unwohlsein des lieben Eindringlings sorgen täte.

Anna im Begrüssungsmodus

Gibt es denn noch kein Regelwerk, kein weltweit gültiges Gesetz, das diese drängenden Fragen endlich abschliessend beantwortet? Bis es soweit ist, lebe ich mit dem Damoklesschwert über mir, nicht zu wissen, ob ich noch zur Gemeinschaft der Guten, der Lieben, der Woken gehöre oder nicht. Das Gute daran: diese seelischen Schmerzen übersteigen bei weitem die lächerlichen körperlichen Wehwehchen aufgrund des Stürzchens.

Der Beweis, dass hinter dem schwarzen Hintern ein systemisch rassistischer Weisser steckt!
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